Auch wenn es nicht so aussieht - dieser Schmetterling gehört wie alle Zipfelfalter zur Familie der Bläulinge (Lycaenidae). Mit einer Flügelspannweite von bis zu 37 Millimetern ist der Nierenfleck-Zipfelfalter ziemlich groß, dennoch ist es keine einfache Sache, den Falter zu entdecken. Die meiste Zeit halten sie sich nämlich im oberen Bereich von Bäumen und Büschen auf, weshalb man die Schmetterlinge nur selten sieht. Wenn Nierenfleck-Zipfelfalter mit eingeklappten Flügeln auf den Blättern von Gehölzen sitzen, wirken sie außerdem von Weitem wie ein welkes Blatt. Auch das trägt dazu bei, dass man sie nicht so leicht findet. Der Nierenfleck-Zipfelfalter ist ein Schmetterling des Hochsommers und Frühherbstes. Von Juli bis in den Oktober hinein kann man den ausgesprochen hübschen Falter entdecken, und zwar dort, wo Gehölze der Rosenfamilie gedeihen, zum Beispiel Pflaumen oder Schlehdorn, denn das sind die Hauptnahrungspflanzen der Raupen. Beide Geschlechter sind oberseits dunkelbraun. Das Weibchen trägt auf den Vorderflügeln einen nierenförmigen, leuchtend orangefarbenen Fleck, der diesen Schmetterlingen zusammen mit dem Zipfel an den Hinterflügeln den Namen "Nierenfleck-Zipfelfalter" gab. Die Unterseite des Weibchens ist leuchtend orange und wahrhaftig eine Augenweide. Die Vorderflügel der Männchen weisen einen kleinen, eher ockerfarbenen Flecken auf - die Unterseite des Männchens ist ockerfarben, aber nicht weniger schön als die des Weibchens.
In manchen Schmetterlings-Bestimmungsbüchern kann man lesen, dass die Eier eher zu finden sein sollen als die Falter. Ich für meinen Teil kann sagen, dass es mir trotz intensiver Suche noch nicht gelungen ist, die Eier zu entdecken. Und das, obwohl ich bisher zwei Gebiete kenne bzw. kannte, in denen der Falter vorkommt. Bis zu Beginn der Baumaßnahmen auf dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses West-Staaken konnte ich den Nierenfleck-Zipfelfalter recht regelmäßig an Gehölzreihen beobachten. In den letzten zwei Jahren ist er mir dort aber nicht mehr über den Weg geflattert.
Auf dem Gelände des Flugfeldes Staaken hingegen ist er ab Ende Juli vereinzelt anzutreffen. An heißen Tagen kann der Falter beim morgendlichen Sonnenbad auf den Blättern von Gehölzen oder beim Blütenbesuch angetroffen werden. Überrascht war ich, dass Nierenfleck-Zipfelfalter außerdem an Beeren saugen.
Gute Beobachtungsmöglichkeiten bieten sich außerdem am späten Nachmittag. Dort, wo Rosengehölze an blütenreiche Wiesen grenzen, lohnt es sich, nach Nierenfleck-Zipfelfaltern Ausschau zu halten. Hat man einen entdeckt, kann man sicher sein, dass er auch an den Folgetagen in diesem Areal auftauchen wird. Nach der Paarung legt das Weibchen die schneeweißen Eier einzeln neben die Knospen der Nahrungspflanze. Die 18 Millimeter langen, asselähnlich aussehenden Raupen sind grün und tragen am Rücken zwei unterbrochene, gelbe Längsstreifen. Sie schlüpfen kurz vor dem Laubaustrieb und fressen sich erst einmal in die Blattknospe hinein. Später ernähren sie sich von den Blättern der Nahrungspflanze, sitzen aber in der Regel auf der Blattunterseite. Die schneeweiße Färbung der Eier und die Tatsache, dass sie relativ groß sind (ca. 1 Millimeter) soll das Auffinden im Winter an den dunklen, kahlen Zweigen - wie oben bereits geschrieben - einfach machen. Aber so einfach ist es dann doch nicht, wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann. Vielleicht habe ich einfach noch keinen Nierenfleck-Zipfelfalter-Eier-Blick ... Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Ich werde jedenfalls in jedem Winter fleißig danach Ausschau halten.