Nach diesem einfach unglaublich schönen Falter habe ich seit vielen Jahren auf all meinen Wanderungen Ausschau gehalten. Gesehen habe ich ihn allerdings lediglich
zwei Mal. Einmal in einem recht feuchten Wald am Wegesrand, ganz typisch auf einem Blatt sitzend, aber leider in die falsche Richtung abflatternd. Und einmal auf dem Flugfeld Staaken, wo er an
einem sonnigen Apriltag an den Blüten des Frühlings-Greiskrauts saugte. Ich war vor Freude völlig aus dem Häuschen und habe vor Aufregung einige der Fotos völlig vergeigt. Nun ja. Dass ich den
Grünen Zipfelfalter nur zwei Mal gesehen habe, liegt übrigens nicht daran, dass er extrem selten ist. Sondern daran, dass ihm die Grünfärbung seiner Flügel eine optimale Tarnung verleiht und der
Falter mit einer Flügelspannweite von bis zu 28 Millimetern sehr klein ist. Wie dem auch sei, einen Grünen Zipfelfalter zu entdecken, ist einfach etwas Besonderes. Das kleine Schmetterlingsjuwel
sitzt immer mit geschlossenen Flügeln auf Blüten und Blättern, so dass man die schwarz-braunen Flügeloberseiten nur sehen kann, wenn der Falter auffliegt. Die Flügelunterseiten sind einheitlich
oder überwiegend grün, manchmal mit leichten Braunanteilen versehen. Die Hinterflügel tragen eine Binde aus mehr oder weniger gut sichtbaren weißen Strichen. Die namengebenden Zipfel erkennt man
nur bei genauem Hinsehen.
Apropos Namen: In älteren Bestimmungsbüchern wird der Grüne Zipfelfalter noch Brombeerzipfelfalter genannt. Dieser Name erweckt den Eindruck, dass der Falter an die Brombeere gebunden ist, was nicht der Fall ist. Bisher ist nämlich nicht erwiesen, dass die Brombeere als Nahrungspflanze für die Raupen eine Rolle spielen. Lediglich die Brombeerblüten sind als Nektarquelle für die Falter interessant. Als Nahrungspflanzen für die Raupen werden in der Literatur unterschiedlichste Pflanzen genannt: Besen- und Färberginster, Futter-Esparsette, Gemeines Sonnenröschen, Roter Hartriegel, Rausch- und Heidelbeere, Faulbaum, verschiedene Fingerkräuter und und und. Die dunkelgrüne, ungefähr 15 Millimeter lange Raupe mit gelblichen und dunkelgrünen Schrägstreifen nutzt also wie der Falter eine sehr große Palette an Nahrungspflanzen. Auch an den Lebensraum stellt der Grüne Zipfelfalter keine besonderen Ansprüche bis auf die Tatsache, dass immer Gebüsche vorhanden sein müssen. Von Wald- und Wegrändern über verbuschte, trockene Wiesen bis hin zu den Randbereichen von Mooren oder Feuchtwiesen - der Grüne Zipfelfalter ist nicht wählerisch. Seine unterschiedlichen Lebensräume zeigen sich ja auch in den aufgezählten Nahrungspflanzen der Raupen, unter denen sich Lebensraumspezialisten wie die Rauschbeere oder die Ginsterarten befinden.
Trotz seiner ausgesprochenen Anpassungsfähigkeit teilt der Grüne Zipfelfalter das Schicksal fast aller unserer einheimischen Schmetterlinge, denn auch seine
Vorkommen sind im Rückgang begriffen. Wer auf der Suche nach dem Grünen Zipfelfalter ist, muss sich von Anfang April bis Juli auf die Socken machen und sein Hauptaugenmerk auf die Gebüsche
richten. Denn der Grüne Zipfelfalter sitzt dort überaus gern auf Blättern und richtet seine Flügel zum Aufwärmen stets rechtswinklig zur Sonne aus. Da es sich um den einzigen grünen Tagfalter in
unseren Gefilden handelt, ist eine Verwechslung ausgeschlossen. Grüne Zipfelfalter fliegen jährlich in einer Generation. Die Eier werden direkt an den Blütenknospen der Nahrungspflanzen oder in
unmittelbarer Nähe abgelegt. Von den Raupen werden zunächst die Blüten der Nahrungspflanze bevorzugt, später auch die Blätter. Die Überwinterung erfolgt als Puppe, womit der Grüne Zipfelfalter
sich von allen anderen Zipfelfaltern in Deutschland unterscheidet, deren Nachwuchs den Winter als Ei verbringt. "Meinen" Zipfelfalter habe ich übrigens am Rand einer Gebüschgruppe inmitten eines
sehr trockenen, locker bewachsenen Areals gefunden. In unmittelbarer Nähe gedeihen Blutwurz und Gänsefingerkraut sowie Faulbaum. Eine Nachsuche in den Folgejahren brachte allerdings keinen
Erfolg. Was nichts heißen muss. Denn - wie oben geschrieben - Grüne Zipfelfalter sind sehr klein und hervorragend getarnt.
Aus Niehagen (Sonntag, 03 Dezember 2023)
Diesen Schmetterling suche ich schon seit Jahren umsonst. Die Fotos gefallen mir sehr.
Peter2023 (Sonntag, 30 Juli 2023 13:43)
Liebe Frau Haufe, diesen Falter suche ich schon Ewigkeiten. Erfolglos. Außerdem habe ich ihn mir viel größer vorgestellt und vielleicht deshalb nie gesehen? Keine Ahnung. Aber ich werde weitersuchen. Vielleicht hab ich ja noch Glück. Danke für die wunderschönen Fotos und viel Glück bei der weiteren Schmetterlingssuche. In diesem Jahr gibt es auffällig wenige Schmetterlinge, obwohl Blüten reichlich vorhanden sind. das ist traurig.
Viele Grüße aus Havelberg von Peter, der sich gern in der Natur rumtreibt.
Sabine (Donnerstag, 20 Juli 2023 19:19)
Ja. Den Schmetterling würde ich auch mal gern sehen. Mein Gott ist der schön.
Matthias (Mittwoch, 19 Juli 2023 14:50)
Diesen Falter habe ich leider noch nie entdecken können. Aber wahrscheinlich gehts mir wie Ihnen - er ist zwar da, aber ich sehe ihn nicht. Schade. Aber, was nicht ist kann ja noch werden.
Viele Grüße aus Zehlendorf