Wie der Admiral (Vanessa atalanta) gehört auch der Distelfalter (Vanessa cardui) zu den sogenannten Wanderfaltern. Das heißt, auch er wandert in jedem Jahr aus Südeuropa bei uns ein. Die Fähigkeiten der Wanderfalter sind einfach großartig: Sie fliegen dem Sommer hinterher und überwinden dabei sogar Gebirge und Meere. Rekordhalter ist übrigens nicht - wie gemeinhin angenommen - der berühmte Monarchfalter aus Amerika, sondern der Distelfalter. Um die 15.000 Kilometer legt die Art auf ihrer Wanderung von Afrika bis in den Norden Europas zurück und benötigt dafür gerade mal vier Generationen, zurück sogar nur zwei. Auf ihren Wanderungen steigen Distelfalter bis zu einen Kilometer in den Himmel auf und erreichen im Schwarm eine Fluggeschwindigkeit von bis 50 km/h. In günstigen Jahren schafft er es bis nach Skandinavien. Bei uns treffen die ersten Distelfalter im Mai und Juni ein. Unglaublich, dass ein derart zartes Wesen so weit rumkommt. Selbst dann, wenn man weiß, dass es die meiste Zeit vom Wind getragen wird, kann man vor dieser Leistung nur den imaginären Hut ziehen. Nach seinem Eintreffen in Deutschland bringt der Distelfalter bei uns ein bis zwei Generationen neuer Falter hervor, die zum Teil bereits im Sommer wieder in Richtung Südeuropa abwandern.
Der Distelfalter (Vanessa cardui) ist einer unserer schönsten und mit einer Flügelspannweite von bis zu 60 Millimetern außerdem einer unserer größten Tagfalter. Unverwechselbar und leicht zu bestimmen. Ob mit offenen oder geschlossenen Flügeln - die Zeichnung des Distelfalters (Vanessa cardui) ist in meinen Augen Kunst und zeugt von der ungeheuren Kreativität der Natur. Sein Anblick erfreut mich immer wieder aufs Neue und nur selten kann ich dem Drang widerstehen, noch ein paar Fotos von ihm zu machen (denn ich habe bereits hunderte gemacht). Wenn ich ihm bei meinen Spaziergängen begegne und beim Blütenbesuch beobachtenkann, bin ich glücklich. Geschwind fliegt er von einer Pflanze zur anderen, setzt sich ab und zu auf kahlen Stellen am Boden ab, bleibt aber nur selten längerer Zeit an einem Ort. Der Distelfalter lässt sich übrigens auch gern regelmäßig in blütenreichen Gärten sehen und ist zuverlässiger Gast in vielen Parkanlagen. In manchen Jahren kommt es zudem zu Masseneinwanderungen und Distelfalter sind einfach überall. Als ich Ende Mai/Anfang Juni 2019 auf Rügen war, tummelten sich Distelfalter in außergewöhnlich großer Zahl auf Beeten, an Feldrändern, auf Wiesen und sogar am Strand. Noch nie zuvor habe ich innerhalb von zwei Wochen dermaßen viele Distelfalter gesehen.
Der Name "Distelfalter" lässt vermuten, dass er in irgendeiner Art und Weise an Disteln gebunden ist bzw. seine Eier ausschließlich an Disteln ablegt. Das ist nicht der Fall. Als Raupen-Nahrung dienen neben Distelarten viele verschiedene Pflanzen. Ich selbst hatte im Juni 2019 das Glück, ein Distelfalter-Weibchen bei der Eiablage beobachten zu können, die unter anderem an Schafgarbe, Wiesen-Flockenblume und Großer Brennnessel erfolgte. Die Eier werden einzeln an Blättern der Nahrungspflanze abgelegt. Die bis zu 40 Millimeter lange Raupe weist eine gelblich bis grünliche Grundfärbung auf, wirkt aber insgesamt recht bunt. Leider ist es mir noch nicht gelungen, eine Distelfalter-Raupe zu finden, aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Distelfalter tummeln sich mit Vorliebe in sonnigem, trockenem, offenem Gelände. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen blumenreichen Wegrand, einen Trockenrasen, ein artenreicher Feldrain oder einen Garten handelt. Als Nektarquelle nutzen die Falter unterschiedlichste Blüten. Wie viele Falter sind sie übrigens im Herbst an den Blüten des Gemeinen Efeus anzutreffen.
Staakener (Samstag, 16 September 2023 13:52)
Hallo Marion, ich habe in diesem Jahr nicht einen einzigen Distelfalter gesehen. Das ist das erste Mal, dass ich wirklich nicht einen dieser schönen Falter gesehen habe. Sonst hat man sie in mehr oder weniger großer Zahl am Bullengraben und auch in unserem Garten angetroffen. Aber 2023 ... nix da. Schade. Überhaupt sind nur wenige Schmetterlinge zu sehen. Es ist einfach nur traurig.
LG von nebenan