Spiegelfleck-Dickkopffalter (Heteropterus morpheus)

Diesen auffallend hübschen Vertreter der Dickkopffalter-Familie habe ich im Sommer 2020 auf einer meiner Wanderungen am Darßer Ort kennengelernt. Auf einem Magerrasen-Areal, welches an ein Schilfgebiet nebst See grenzt, saß er an der Blüte eines Berg-Sandglöckchens und fiel mir sofort auf, denn einen solchen Falter hatte ich noch nie gesehen. Also hab ich ein paar Fotos gemacht und habe später festgestellt, dass es sich um den seltenen Spiegelfleck-Dickkopffalter mit dem wohlklingenden lateinischen Namen Heteropterus morpheus handelt. Ob sich der griechische Gott der Träume wegen der dunklen Oberflügel und/oder der Art zu fliegen im Namen des Schmetterlings wiederfindet, habe ich leider noch nicht herausbekommen. An den Folgetagen hatte ich das Glück, den Falter noch einmal zu entdecken, und zwar am Rand der Erlenbrüche im Darßwald, wo er an Brombeerblüten Nektar tankte oder auf Blättern und Halmen ruhte. Beim Hin- und Herfliegen zeigte der Falter außerdem das typische taumelnde Flugbild, von welchem ich bereits gelesen hatte. Bis heute habe ich den Spiegelfleck-Dickkopffalter außerdem am Rand des Ribnitzer Großen Moores sowie im Brandenburger Teichgebiet Linum angetroffen.

Spiegelfleck-Dickkopffalter sind in Deutschland nicht flächendeckend verbreitet, sondern treten lokal in Nordost- und Nordwestdeutschland auf. Mit einer Flügelspannweite von 28 bis 31 Millimetern handelt es sich um relativ kleine Schmetterlinge, die eine Vorliebe für feuchte Wälder oder mit Bäumen und Büschen bewachsene Randbereiche von Schilfgebieten und Mooren haben, in denen ausreichend Blütenpflanzen sowie die Nahrungspflanzen der Raupen gedeihen. Aber auch auf Waldlichtungen oder auf Pfeifengraswiesen findet der Falter Lebensraum. Die Grundfarbe der Oberseite ist ein dunkles Braun. Am Rand der Vorderflügel befinden sich mehrere gelbe Flecke. Seinen deutschen Namen hat der Schmetterling übrigens aufgrund der weiß glänzenden und schwarz-umrandeten Flecke auf der Unterseite der Hinterflügel, deren Grundfarbe gelb ist. Inbesondere im taumelnden Flug, der wirkt als sei der Falter irgendwie benommen, blitzen diese Flecke auf  - deshalb der Name "Spiegelfleck-Dickkopffalter".  Spiegelfleck-Dickkopffalter erscheinen jährlich in einer Generation von Juni bis ungefähr Anfang September. Zu den wichtigsten Nahrungspflanzen der Raupen zählen das Blaue Pfeifengras, die Wald-Zwenke oder Sumpf-Reitgras. Die Eier werden an den Stielen der Nahrungspflanzen abgelegt. Die Raupen spinnen sich in den Gräser und Blätter der Nahrungspflanzen zusammen oder bauen Tunnel. In diesen "Bauwerken" wird sowohl gefressen als auch überwintert. Spiegelfleck-Dickkopffalter zu entdecken, ist aufgrund ihrer geringen Größe und Färbung nicht so einfach, das sei gesagt. Dort, wo es im Verbreitungsgebiet geeignete Lebensräume mit Nektar- und Raupennahrungspflanzen gibt, kann man aber durchaus auf eine Begegnung mit dem seltenen Schmetterling hoffen.