Die Haubenmeise (Parus cristatus)


Haubenmeise auf der Nahrungssuche in einer Kiefer, 25.02.2020, Darßwald/Mecklenburg-Vorpommern.
Haubenmeise auf der Nahrungssuche in einer Kiefer, 25.02.2020, Darßwald/Mecklenburg-Vorpommern.

Während Blaumeise (Parus caruleus) und Kohlmeise (Parus major) allgegenwärtige Vögel in unserer Umgebung sind, sieht es mit der Haubenmeise (Parus cristatus) etwas anders aus. Erstens ist sie wegen ihrer Lebensraumansprüche im nahen Umfeld der Menschen seltener und zweitens führt sie ein für unsere Augen eher unsichtbares Leben. Dass sie da ist, verrät sie meistens nur durch ihren charakteristischen trillernden Ruf, den man sich unbedingt einprägen sollte, aber mit ein wenig Glück tauchen sie im Wintern gern an Meisenknödeln oder Erdnussstangen auf, bleiben aber scheu. Haubenmeisen sind mit einer Körperlänge von 10 bis 12 Zentimetern genauso groß wie die zierlichen Blaumeisen, wirken aber durch ihre schwarz-weiße Federhaube, die in der Meisenfamilie ihresgleichen sucht, größer als diese. Die kecke Federhaube sowie ihre Gefiederfärbung und -musterung machen den kleinen Vogel unverwechselbar. Die Oberseite ist braun, Brust und Bauch beige bis hellbräunlich. Die Grundfarbe des Kopfes ist weiß. Die schwarze Kehle sowie der schwarze Halsring vollenden das Bild. Schwarze Federanteile finden sich außerdem unterhalb des Auges sowie in der Federhaube. Männchen und Weibchen tragen dasselbe Federkleid.

Die schwarze Kehle und der schwarze Halsring sind charakterisch für die Haubenmeise, 19.01.2015, Staaken/Berlin.
Die schwarze Kehle und der schwarze Halsring sind charakterisch für die Haubenmeise, 19.01.2015, Staaken/Berlin.
Die Oberseite ist braun, die Brust beige bis hellbräunlich, 19.01.2015, Staaken/Berlin.
Die Oberseite ist braun, die Brust beige bis hellbräunlich, 19.01.2015, Staaken/Berlin.

Haubenmeisen sind ausgesprochen hübsche Vögel, deren Anblick und Erleben einfach Freude macht. Als bevorzugten Lebensraum haben Haubenmeisen Nadelwälder mit alten, stattlichen Fichten oder Kiefern auserkoren. Unabdingbar in einem Haubenmeisenrevier ist übrigens morsches Totholz, in welches das Weibchen eine Bruthöhle zimmern kann. Manchmal werden auch angefangene Spechthöhlen weiter ausgebaut oder verlassene Spechthöhlen bezogen. Ja, dieser kleine Vogel kann mit seinem Schnabel selbst Höhlen zimmern, wirklich wahr. Sind die vorgenannten Bedingungen gegeben, finden sich Haubenmeisen auch in Parkanlagen, auf Friedhöfen oder in Gärten ein, in der Regel aber nur in einzelnen Paaren. Vom Frühjahr bis in den Herbst leben die Haubenmeisen von Insekten, deren Larven sowie anderem kleinen Getier, welches sie in den Nadelbäumen oder am Boden aufspüren. Im Winter stellen die Samen in den Zapfen der Nadelbäume ihre Hauptnahrung dar. Ihre enge Beziehung zu Nadelbäumen ist der Grund dafür, dass es Haubenmeisen nicht überall gibt. Dort, wo sie vorkommt, ist sie jedoch zahlreich vertreten.

Haubenmeisen sind an Nadelwälder gebunden, 25.02.2020, Darßwald/Mecklenburg-Vorpommern.
Haubenmeisen sind an Nadelwälder gebunden, 25.02.2020, Darßwald/Mecklenburg-Vorpommern.
Junge Haubenmeise auf Nahrungssuche, 29.06.2020, Rundwanderweg Darßer Ort/Mecklenburg-Vorpommern.
Junge Haubenmeise auf Nahrungssuche, 29.06.2020, Rundwanderweg Darßer Ort/Mecklenburg-Vorpommern.

Haubenmeisen sind sogenannte Standvögel, das heißt, dass sie das ganze Jahr über beobachtet werden können, wobei die größten Chancen der Winter bietet. Außerdem sind Haubenmeisen monogam. Eine Haubenmeisen-Ehe hält ein Leben lang und in der Regel sind sie auch immer zu zweit unterwegs oder in Familienverbänden, wenn sie Jungvögel führen. Und - wie bereits gesagt - meist sind sie eher zu hören als zu sehen, weil sie ständig miteinander kommunizieren.Der Höhlenbau obliegt - wie bereits geschrieben - dem Weibchen. Das Nest besteht aus Moos und wird mit Tierhaaren ausgepolstert. Während der Brut wird das Weibchen vom Männchen gefüttert. Sind die Jungen geschlüpft, werden sie von beiden Altvögeln versorgt und das auch noch ungefähr drei Wochen lang nach dem Verlassen des Nestes.

Haubenmeise auf der Nahrungssuche im Rentiermoos, 14.02.2018, Rundwanderweg Darßer Ort/Mecklenburg-Vorpommern.
Haubenmeise auf der Nahrungssuche im Rentiermoos, 14.02.2018, Rundwanderweg Darßer Ort/Mecklenburg-Vorpommern.

Meine schönsten Haubenmeisenbeobachtungen habe ich auf dem Darß gemacht. Dort begegnet man den agilen Vögeln sowohl in den mit Fichten bestandenen Arealen des großartigen Darßwaldes als auch in den Dünenkiefernwäldern in Strandnähe, denn die Nadelwälder im Norden zählen zu ihrem Hauptverbreitungsgebiet. Ihr charakterisches Trillern ist oft Begleiter meiner dortigen Wanderungen. In den Wintermonaten habe ich sie Darßwald öfter mit Blau- und Kohlmeisen vergesellschaftet angetroffen. Gemeinsam machten die verschiedenen Mitglieder der Familie Meise auf der Suche nach Nahrung den Darßwald unsicher. Beste Beobachtungsmöglichkeiten bieten sich außerdem am  Rundwanderweg zwischen Nothafen, Darßer Ort und Leuchtturm. Dort kann man zu jeder Jahreszeit auf die Vögel mit der kecken Haube treffen - als Paar oder als Trupp mit den gerade flügge gewordenen Jungvögeln. Entweder in den Kiefern oder am Boden, wo sie in den Rentierflechten - einem Relikt aus der letzten Eiszeit - auf Insektenpirsch gehen oder heruntergefallene Samen der Kiefern aufpicken. Wer sich nicht auf den Weg in den Darßwald oder zum Rundwanderweg machen möchte, kann sein Glück an Vogelfutterstellen in Prerow versuchen. Dort sind Haubenmeisen in den Wintermonaten regelmäßige Gäste. Gesagt sei, dass Haubenmeisen unheimlich quirlige Vögelchen sind, die sich äußerst flink bewegen. Von daher müssen Sie schon etwas Geduld und Zeit aufbringen, wenn Sie die kecken Vögelchen beobachten oder fotografieren möchten.

Leben Haubenmeisen in Menschennähe, suchen sie im Winter gern Futterstellen auf, 02.12.2017, Prerow/Mecklenburg-Vorpommern.
Leben Haubenmeisen in Menschennähe, suchen sie im Winter gern Futterstellen auf, 02.12.2017, Prerow/Mecklenburg-Vorpommern.
Haubenmeise an einer Vogelfutterstelle, 26.12.2017, Prerow/Mecklenburg-Vorpommern.
Haubenmeise an einer Vogelfutterstelle, 26.12.2017, Prerow/Mecklenburg-Vorpommern.