Der Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca)


Trauerschnäpper-Männchen mit dem typischen Stirnfleck, 07.05.2017, Lobbe/Mecklenburg-Vorpommern.
Trauerschnäpper-Männchen mit dem typischen Stirnfleck, 07.05.2017, Lobbe/Mecklenburg-Vorpommern.

Der Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca) gehört zu jenen Vögeln, die mir vor allem in meinen Rügen-Urlauben über den Weg flattern. Rings um Lobbe und Göhren, in den Zickerschen Bergen, am Mönchguter Fliegerberg und im Park des Herrenhauses Nobbin auf dem Jasmund kenne ich einige Brutreviere, die regelmäßig besetzt werden. Ende April 2024 konnte ich bei Lobbe außerdem einen kleinen Trupp Trauerschnäpper bei der Nahrungssuche beobachten, der wohl auf dem Durchzug war, denn am nächsten Tag waren sie verschwunden. In meiner Heimat West-Staaken gehört der schöne Vogel leider zu den Ausnahmeerscheinungen. Hin und wieder kann man Anfang Mai am Hahneberg einzelne Tiere entdecken - ob sie dort zu den Brutvögeln gehören, habe ich allerdings noch nicht herausgefunden. Vor ein paar Jahren entdeckte ich außerdem ein Weibchen im ersten Jahr, welches sich mehrere Tage in einem Eidechsengehege aufhielt. Es war übrigens das einzige Weibchen bis heute, das sich fotografieren ließ. Trauerschnäpper sind von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende um die 13 Zentimeter groß. Die Oberseite des Männchens ist meist pechschwarz, manchmal aber auch dunkelbraun. Das Weibchen ist oberseits braun und trägt anders als das Männchen keinen weißen Stirnfleck. Die Flügeldecken und Unterseiten beider Geschlechter sind weiß. Weibchen im ersten Jahr haben ein beigefarbene Unterseite. Trauerschnäpper sind Zugvögel und können von ungefähr Ende April bis Ende September in geeigneten Lebensräumen beobachtet werden.

Trauerschnäpper-Weibchen im ersten Jahr mit noch beigefarbener Unterseite, 21.08.2019, Staaken/Berlin.
Trauerschnäpper-Weibchen im ersten Jahr mit noch beigefarbener Unterseite, 21.08.2019, Staaken/Berlin.
Trauerschnäpper-Männchen, 11.05.2017, Zickersche Berge/Mecklenburg-Vorpommern.
Trauerschnäpper-Männchen, 11.05.2017, Zickersche Berge/Mecklenburg-Vorpommern.

Trauerschnäpper sind als Höhlenbrüter auf alten Baumbestand angewiesen, in welchem Baumhöhlen vorhanden sind. Da der Vogel infolge des Klimawandels immer früher aus seinen Überwinterungsgebieten zurückkehrt, sind die Baumhöhlen in Wäldern, Parks und Gärten meist noch von anderen Brutvögeln besetzt, so dass ihm Brutmöglichkeiten fehlen. Das ist neben dem Wegfall geeigneter Bruthabitate und des Insektenschwundes der Grund dafür, dass die Bestände des Trauerschnäppers in vielen Gegenden abnehmend sind. Abhilfe können hier Nistkästen schaffen, die die Vögel gern annehmen.

Trauerschnäpper sind Ansitzjäger und halten sehr aufmerksam nach Beute Ausschau, 07.05.2017, Lobbe/Mecklenburg-Vorpommern.
Trauerschnäpper sind Ansitzjäger und halten sehr aufmerksam nach Beute Ausschau, 07.05.2017, Lobbe/Mecklenburg-Vorpommern.

Während der Balz- und Brutzeit fressen Trauerschnäpper Insekten aller Art. Als Ansitzjäger sitzen sie auf einem Ast, Pfahl oder Zaun, der ihnen einen Überblick über alles bietet, was in der Luft umherfliegt. Blitzschnell steigen die Vögel nach dem Erblicken einer potentiellen Beute in die Luft, um in perfekter Fliegenschnäpper-Manier zu jagen. Wie der Grauschnäpper (Muscicapa striata) schlagen auch Trauerschnäpper ihre Beute solange auf eine Unterlage, bis die Fühler oder Stacheln und Beine abbrechen. Hin und wieder sieht man außerdem rüttelnde Trauerschnäpper, die auf der Suche nach Insekten Hauswände oder Mauern abfliegen. Im Spätsommer und Herbst - vor dem Zug in die afrikanischen Überwinterungsgebiete - besteht die Hauptnahrung aus Beeren und Früchten. Übrigens: Wer jetzt denkt, insbesondere die Männchen seien aufgrund ihres eleganten Federkleides besonders gut zu entdecken, der irrt. Wenn ein Trauerschnäpper-Männchen in blühenden Schlehenbüschen oder Obstbäumen sitzt, ist er quasi unsichtbar. Und auch in belaubten Bäumen und Büschen verschmilzt er im Spiel von Licht und Schatten mit seiner Umgebung. Erst wenn der Vogel startet, um blitzschnell einer Beute nachzujagen, fällt er auf.

Trauerschnäpper-Männchen, 07.05.2017, Lobbe/Mecklenburg-Vorpommern.
Trauerschnäpper-Männchen, 07.05.2017, Lobbe/Mecklenburg-Vorpommern.
Trauerschnäpper-Männchen, 07.05.2017, Lobbe/Mecklenburg-Vorpommern.
Trauerschnäpper-Männchen, 07.05.2017, Lobbe/Mecklenburg-Vorpommern.