Buchfinken (Fringilla coelebs) gehören zu den häufigsten Singvögeln in Europa und haben nahezu den gesamten Kontinent besiedelt. Auch in Deutschland kann man sie oft und noch dazu das gesamte Jahr über beobachten. Ob in Feld und Flur, in Wäldern, Parkanlagen oder Gärten, einzeln oder in mehr oder weniger großen Trupps - besonders in den Wintermonaten trifft man auf die vorzugsweise am Boden nach Nahrung suchenden Vögel. Buchfinken finden sich außerdem regelmäßig an Vogelfutterstellen ein. Dabei gehen sie ungern ins Futterhaus, sondern picken - ganz nach Buchfinkenart - das auf, was auf den Boden gefallen ist. Wer Buchfinken versorgen möchte, sollte also am besten eine Bodenfutterstelle einrichten. Am Darßer Ort in Mecklenburg-Vorpommern suchen Buchfinken Wanderrastplätze auf und lassen sich dort füttern wie es in Berlin die Spatzen tun oder picken Krümelchen auf. Aber das nur am Rande. Ob Buchfinken Standvögel, Teilzieher oder Zugvögel sind, wird von der Lage des Brutgebietes sowie der Witterung entschieden. Jene Vögel, die beispielsweise in den skandinavischen Ländern oder Sibirien brüten, sind Zugvögel. Ihre Überwinterungsgebiete reichen von der südlichen Ostseeküste und Großbritannien bis hin nach Nordwestafrika. Wenn sich diese Vögel im Herbst auf dem Zug befinden, machen riesige Buchfinken-Schwärme die deutsche Ostseeküste und das unmittelbare Hinterland unsicher. Ich selbst konnte das im Oktober 2024 auf den Feldern des Barther Landes erleben und war sowohl von der Geräuschkulisse als auch der Größe der Schwärme ziemlich beeindruckt. Die Weibchen aus dem Norden ziehen übrigens schneller und weiter ab als die Männchen, weshalb Buchfinken-Schwärme in der Regel nur aus männlichen Vögeln bestehen. Unsere Buchfinken, also die, die in Deutschland ihr Brutgebiet haben, ziehen nicht bzw. nur dann, wenn es besonders strenge oder schneereiche Winter gibt (Teilzieher), zumindest was die Männchen angeht. Die Weibchen machen sich nämlich auch bei uns auf den Weg.
Die Brust und die Kopfseiten des Männchens sind bräunlich-rosa bis rostrot, der Rücken eher rotbraun. Nacken und Scheitel sind blaugrau, die Stirn schwarz. Dem Weibchen fehlen sowohl die rostroten als auch die blaugrauen Farben. Es ist überwiegend grau-bräunlich gefärbt, manchmal mit einem Hang ins Grünliche. Beide Geschlechter tragen eine weiße Flügelbinde, einen weißen Schulterfleck sowie weiße Steuerfedern. Während der Balz- und Paarungszeit erstrahlt das Männchen in leuchtenden Farben, die zum Herbst hin blasser werden. Sogar seine Schnabelfarbe verändert sich, um die Weibchen zu beeindrucken: Er ist im Frühling stahlblau und den Rest des Jahres hell, während der Schnabel des Weibchens immer grau, hellbraun oder hornfarben ist. Buchfinken messen von der Schnabel- bis zur Schwanzspitze 14 bis 16 Zentimeter und gehören damit nicht gerade zu den kleinsten der einheimischen Finkenfamilie. Es sind robuste, anpassungsfähige Vögel, die auch von Anfängern leicht zu erkennen und zu beobachten sind.
Die Brutzeit unserer Buchfinken dauert ungefähr von April bis September. Dabei macht das Männchen nicht nur wegen seines prachtvollen Gefieders jede Menge her, sondern mindestens genauso mit seinem lauten und ausdauernden Gesang, den er je nach Region in unterschiedlichen Dialekten vorzutragen vermag. Es handelt sich um den berühmten Finkenschlag, dessen Erwähnung in jedem Artikel über den Buchfinken ein Muss ist und den jeder, der viel in der Natur unterwegs ist, schon einmal gehört hat. Männchen, die noch auf der Suche nach einem Weibchen sind, singen alle 7 bis 15 Sekunden und kommen an einem Tag locker auf 3.300 Strophen!
Hat sich ein Paar für eine Brutsaison gefunden, geht es an die Wahl des Nistplatzes und den Nestbau. Beides ist Sache des Weibchens, während das Männchen damit beschäftigt ist, zu singen und seine Partnerin nicht aus den Augen zu lassen. Egal, ob das Weibchen auf Nahrungssuche ist, Nistmaterial sammelt oder am Nest werkelt: Das Männchen sitzt immer in der Nähe. Bei der Wahl des Nistplatzes können Buchfinken auf vielerlei Alternativen zugreifen: Astgabeln in Bäumen, Sträucher, von Efeu oder anderen rankenden Pflanzen bewachsene Bäume und Mauern und und und. Das Nest besteht aus Materialien wie Halmen, zarten Wurzeln sowie aus Flechten und Moosen, die eine hervorragende Tarnung bewirken. Der Innenteil wird mit Federn und/oder Haaren ausgepolstert. Am Staakener Hahneberg konnte ich beobachten, wie ein Buchfinken-Nest überwiegend aus den Haaren der dort weidenden Schafe gebaut wurde. Wenn das Buchfinken-Weibchen sein Werk vollendet hat, ist ein wirklich kunstvolles, rundes und recht hohes Nest entstanden, in das vier bis sechs Eier gelegt werden.
Die Eier werden zwei Wochen lang vom Weibchen bebrütet. Beginnend mit dem Tag, an welchem das letzte Ei gelegt wurde. Für die Versorgung des geschlüpften Nachwuchses sind beide Elternvögel zuständig, wobei das Weibchen den Hauptanteil der Arbeit übernimmt. Das Männchen beschränkt sich weiterhin vor allem auf das Bewachen des Reviers und natürlich den Gesang. Nach ungefähr weiteren zwei Wochen verlassen die Jungvögel das Nest und werden noch eine Weile von den Altvögeln betreut. Manchmal ziehen sie in einem lockeren Trupp noch einige Zeit mit den Elternvögeln herum. Während die Nahrung erwachsener Buchfinken sowohl aus pflanzlicher als auch tierischer Kost besteht, werden die Jungvögel mit Insekten und deren Larven gefüttert. Im Herbst ernähren sich Buchfinken übrigens gern von Bucheckern, die dem Vogel seinen deutschen Namen gaben.