Schwanzmeisen (Aegithalos caudatus)

Schwanzmeise (Aegithalos caudatus), 05.05.2020, Staaken/Berlin
Schwanzmeise (Aegithalos caudatus), 05.05.2020, Staaken/Berlin

Manche werden sich jetzt vielleicht fragen, warum die Schwanzmeise nicht in der Rubrik "Blaumeise und Co.", also bei den anderen Meisen auftaucht. Schließlich trägt sie doch das Wort "Meise" in ihrem Namen. Tja, liebe Leute, die Schwanzmeise ist gar keine Meise (Paridae), sondern gehört einer eigenen Vogelfamilie an, nämlich der der Schwanzmeisen (Aegithalidae). Warum der maximal 10 Gramm wiegende und nur 12 bis 14 Zentimeter große Vogel "SCHWANZmeise" heißt, erklärt sich von selbst, wenn man ihn betrachtet. Immerhin können von den 14 Zentimetern ungefähr 8 Zentimeter nur Schwanz sein. Den langen Schwanz, dem die niedlich wirkenden Vögel ihren Namen verdanken, besitzen sie selbstverständlich nicht einfach nur so. Er dient zum Ausbalancieren des Gleichgewichts, wenn sie in Bäumen und Büschen herumturnen.

Schwanzmeise (Aegithalos caudatus), 26.03.2020, Staaken/Berlin
Schwanzmeise (Aegithalos caudatus), 26.03.2020, Staaken/Berlin

Schwanzmeisen sitzen niemals still. Mehr Schwanz als Meise klettern sie auf der Suche nach Nahrung oder Nistmaterial im höchsten und dünnsten Geäst umher, hängen kopfüber von den Zweigen und flattern von Ast zu Ast - knuffige Akrobaten mit wunderschönen Knopfaugen. Schwanzmeisen sind hübsch. Unheimlich beweglich. Und geschwätzig. Mir verrät ihr unablässiges, recht leises "sisisi" oder "tsrp", dass sie in meiner Nähe sind. Es macht einfach Spaß, den Vögeln bei ihren Aktivitäten zuzuschauen. Während der Brutzeit treten Schwanzmeisen in der Regel als Paar auf. Außerhalb der Brutzeit ziehen die possierlichen Vögel in Gemeinschaften - Familienverbänden aus Eltern, Jungvögeln und Verwandten. In den Wintermonaten gesellen sich zu den einheimischen Schwanzmeisen nicht selten Verwandte aus dem hohen Norden. Und damit sind wir bei einem besonderen Schwanzmeisen-Problem angekommen: den Weißköpfen. Schwanzmeisen werden nämlich in verschiedene geografische Unterarten eingeteilt und insbesondere in älteren Vogelbestimmungsbüchern wird angegeben, dass man die Unterarten anhand ihrer Kopffärbung unterscheiden kann: Einheimische Schwanzmeisen (Aegithalos caudatus europaeus) sind danach streifenköpfig, das heißt, sie haben an beiden Seiten des Kopfes über dem Auge einen breiten, schwarzen Seitenstreifen, der sich bis in den Nacken zieht. Die Schwanzmeisen aus Skandinavien (Aegithalos caudatus caudatus) besitzen weiße Köpfe. Klingt einfach, ist es aber nicht. Insgesamt werden unsere Schwanzmeisen in vier sogenannte Phänotypen eingeteilt. Dabei geht es um die streifenköpfige Normalform, die weißköpfigen Nordlichter und Zwischenformen, deren Kopf weder dunkel gestreift noch völlig weiß ist, obwohl manche auf den ersten Blick völlig weiß wirken. Außerdem spielen noch andere Bestimmungsmerkmale eine Rolle, zum Beispiel die Farbe des Bauch- oder Flankengefieders und die Farbabgrenzung am Nacken. Und weil das so wunderbar kompliziert ist, gibt es eine Unterrubrik "Schwanzmeisen-Typen" (siehe Link am Ende des Textes).

Schwanzmeise (Aegithalos caudatus) beim Nestbau, 07.04.2020, Staaken/Berlin
Schwanzmeise (Aegithalos caudatus) beim Nestbau, 07.04.2020, Staaken/Berlin

Ein Höhepunkt für alle Vogelfreunde dürfte die Beobachtung des Nestbaues oder die Entdeckung eines fertigen Nestes sein, denn das Schwanzmeisen-Nest ist eines der kunstvollsten in unserer Vogelwelt. Das ovale Nest mit einem seitlich gelegenen runden Loch als Ein- und Ausflugöffnung besteht aus Flechten, Moosen, Rindenstückchen, Spinnweben und Fäden aus Insektengespinsten sowie aus trockenen Grashalmen und einer Innentapete aus Federn. Es wird von unten nach oben in Astgabelungen beispielsweise von Birken und Robinien, zwischen den herabhängenen Zweigen von Nadelbäumen, in Koniferen oder anderem dichten Gesträuch gebaut. Bis das Nest fertig ist, dauert es mehrere Wochen und die Vögel müssen zig tausende Male auf die Suche nach Nistmaterial gehen. Wenn man weiß, dass für die Innentapete bis zu 2000 kleinste Federn verbaut werden und das Nest fast ausschließlich mit dem winzigen Schnabel errichtet wird, kann man einfach nur staunen und voller Bewunderung auf das Werk der Vögel blicken. Ich habe viele Jahre nach einem Schwanzmeisen-Nest Ausschau gehalten, aber erst 2017 habe ich ein Schwanzmeisen-Pärchen beim Nestbau entdeckt und konnte der Entstehung dieses Kunstwerkes beiwohnen. Leider nahm die Geschichte "meines" ersten Schwanzmeisen-Nestes kein gutes Ende. Denn kaum war es fertiggestellt, wurde es zerstört - wahrscheinlich von in der Nähe nistenden Eichelhähern. Nicht anders erging es einigen anderen Nestern, die ich seit 2017 gefunden habe. Lediglich Nester in Nadelgehölzen blieben nach meinen Beobachtungen unversehrt und wurden erfolgreich bebrütet.

Schwanzmeise (Aegithalos caudatus), 21.04.2020, Staaken/Berlin
Schwanzmeise (Aegithalos caudatus), 21.04.2020, Staaken/Berlin

Wie dem auch sei, ob einheimischer Streifenkopf oder nordischer Weißkopf, ob umherstreifender Familienverband oder nestbauendes Pärchen - Schwanzmeisen sind liebenswerte Vögel, deren Leben schlichtweg hochinteressant ist. Das finde ich jedenfalls. Mich begeistern Schwanzmeisen immer wieder aufs Neue. Der Anblick der kleinen, geschwätzigen Vogelgemeinde erfreut mich stets ungemein und ich werde nicht müde, sie zu beobachten und zu fotografieren. Ich liebe diese Vögel. Und bewundere sie. Glücklicher Weise kommen Schwanzmeisen in meiner Wohngegend recht häufig vor, so dass mir immer wieder welche über den Weg flattern. Wer nach Schwanzmeisen Ausschau hält, sollte es dort tun, wo es lichte, waldähnliche Gebiete mit vielen Sträuchern gibt oder auf Friedhöfen und in Gärten mit Büschen und alten Bäumen. Vorausgesetzt, es wird ausreichend Nahrung in Form von Insekten und Insektenlarven, Spinnen und anderem kleinsten Getier geboten. In den Wintermonaten, insbesondere wenn es länger sehr kalt und/oder Schnee liegt, werden Schwanzmeisen-Trupps von Vogelfutterstellen magisch angezogen, wo sie fettreiche Meisenknödel allem anderen vorziehen und oft zu viert oder fünft an einem Knödel hängen. Selbst auf einem nicht zu hoch gelegenen Balkon lassen sie sich an Meisenknödeln blicken. Sind keine Meisenknödel vorhanden, nutzen sie zudem das Nahrungsangebot auf Futterbrettern oder in großen Futterhäusern. Sooo. Für alle, die noch nicht genug über die Schwanzmeise gelesen haben, die man wegen ihres langen Schwanzes in manchen Gegenden auch "Pfannenstielchen" oder "Löffelmeise" nennt, stehen noch einige Unterrubriken mit diversen Informationen und Fotos bereit.

Bitte klicken Sie das Foto der Unterrubrik, die Sie interessiert. Sie gelangen dann zur Folgeseite mit vielen Informationen und Fotos.

Schwanzmeisen-Typen

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Das Schwanzmeisen-Nest

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