Jeder, der gern Schwanzmeisen beobachtet und/oder fotografiert, ist besonders auf die weißköpfigen Nordlichter (Unterart Aegithalos caudatus caudatus) aus, die in unseren Gefilden den Winter verbringen. Das gilt selbstverständlich auch für mich. Also habe ich Weißköpfe fotografiert, wann immer sie sich zeigten. Und war unheimlich stolz. Dabei galt für die Unterscheidung der Vögel jene Regel, die in vielen Vogelbestimmungsbüchern angegeben wird: Einheimische Schwanzmeisen (Aegithalos caudatus europaeus) sind streifenköpfig. Das heißt, sie haben an beiden Seiten des Kopfes einen kurz vor dem Auge beginnenden breiten, schwarzen Seitenstreifen, der sich bis in den Nacken zieht. Die Schwanzmeisen aus Skandinavien und den nordöstlichen Gebieten (Aegithalos caudatus caudatus) besitzen weiße Köpfe. Tatsächlich gilt diese Regel so nicht mehr. Nachdem ich meine Schwanzmeisen-Fotos mal in einem ornithologischen Forum präsentiert hatte, verflog mein Stolz so schnell wie die weißköpfigen Schwanzmeisen in ihre Heimat verschwinden, wenn der Frühling naht. Denn ein überaus netter und kompetenter Fachmann klärte mich darüber auf, dass mitnichten nur die nordischen bzw. nordöstlichen Tiere weiße Köpfe haben ... dass manche Köpfe nur auf den ersten Blick weiß sind und nicht zu caudatus gehören ... dass es nicht nur die klassisch kopfstreifigen Vögel gibt ... sondern auch solche mit nur angedeuteten Seitenstreifen ... dass Schwanzmeisen insgesamt in vier Phänotypen unterteilt werden ... ... Tja. Und das geht so:
Typ EE:
Aegithalos caudatus europaeus - streifenköpfige Schwanzmeisen wie sie in der Bestimmungsliteratur beschrieben und abgebildet werden.
Typ: EC:
Aegithalos caudatus europaeus-ähnliche Schwanzmeisen.
Typ caudatus:
Aegithalos caudatus caudatus - weißköpfige Unterart wie sie in der Bestimmungsliteratur beschrieben und abgebildet wird.
Typ CE:
Aegithalos caudatus caudatus-ähnliche Schwanzmeisen.
Eine Beschreibung der jeweiligen Merkmale finden Sie übrigens über den Fotos der einzelnen Typen.
Den vergangenen Winter habe ich nun dazu genutzt, meine Schwanzmeisen-Fotos zu sichten und den Phänotypen zuzuordnen. Dabei habe ich unter anderem Folgendes festgestellt: Ein großer Teil meiner Fotos ist für eine Zuordnung nicht geeignet, weil die Merkmale nicht zu erkennen sind. Um die einzelnen Typen bestimmen zu können, kommt es nicht nur auf die Farbe bzw. Zeichnung des Kopfes an, sondern zum Beispiel auch auf die Färbung des Bauches sowie der Flanken und die Abgrenzung der Gefiederfarbe zwischen Kopf und Nacken. Außerdem weiß ich nun, dass nur sehr wenige der von mir fotografierten Weißköpfe der Unterart Aegithalos caudatus caudatus angehören. Anhand meiner Fotos konnte ich zudem erkennen, dass selbst jene Vögel, die Brutpaare bilden, oft verschiedenen Schwanzmeisen-Typen angehören.
Und ich bin voller Bewunderung für jene Menschen, die in der Lage sind, Schwanzmeisen-Typen im Gelände zu bestimmen. Und das auch, wenn mehr als 5 Vögel agil im Geäst umherfliegen und -hüpfen. Hut ab! Die Bestimmung der von mir über die Jahre aufgenommenen Schwanzmeisen hat nämlich nicht nur wegen der Vielzahl der Fotos jede Menge Zeit in Anspruch genommen. Es ist einfach eine schwierige Sache, wenn man keine Vogelfachfrau ist. Ich habe Wochen damit verbracht und mir täglich mehrmals die Haare gerauft. Entweder weil ein Foto nicht dazu geeignet war, die Merkmale eindeutig zu erkennen oder weil der abgebildete Vogel zu keinem der beschriebenen Typen passte oder weil ich einfach einen Knoten im Kopf hatte und nicht zu potte gekommen bin. Wenn ich mir vorstelle, mich würde im Gelände jemand bitten, die Typenzuordnung für die Individuen eines Schwanzmeisen-Trupps von mehr als drei - vier Vögeln vorzunehmen, in dem verschiedene Phänotypen präsent sind ... nee, da müsste ich passen. Na jut. Wie dem auch sei. Ich habe mir für diese Seite jedenfalls unendlich viel Mühe gegeben und größte Sorgfalt walten lassen. Dennoch kann ich nicht ausschließen, dass ich bei der Zuordnung eventuell falsch liege. In diesem Fall würde ich mich freuen, wenn man mich das wissen lassen würde (E-Mail-Adresse siehe Textende). Da ich von den wunderbaren Schwanzmeisen vollends fasziniert bin, bin ich an allen Informationen interessiert, um mein Wissen zu vervollständigen. Denen, die die Phänotypen der Schwanzmeise anhand von Fotos in Ruhe zu Hause bestimmen wollen, sei gesagt, das möglichst viele Fotos der einzelnen Vögel gemacht werden müssen. Fotos, auf denen die Vögel von der Seite, von vorn und mit der Rückenansicht zu sehen sind. Nur dann kann die eindeutige, sichere Zuordnung eines Vogel gelingen, sofern er nicht ein 100%ig typisches Aussehen aufweist. Wer sich ausführlicher über die Bestimmung der Schwanzmeisen-Typen informieren möchte, dem sei folgende Internetseite des Portals ornitho.de empfohlen, die für mich äußerst hilfreich war und derer ich mich für die Bestimmung meiner Schwanzmeisen bedient habe (Danke ornitho für die informative Seite):