Mäusebussard (Buteo buteo)

Es ist so gut wie ausgeschlossen, unbemerkt an den Greif heranzukommen. Gut dran ist jeder, der aufgrund einer super Fotoausrüstung erst gar nicht versuchen muss, sich so weit wie möglich dem Bussard zu nähern. Ich für meinen Teil kann mich zwar über meine Kamera und meine beiden Objektive wirklich nicht beklagen, aber da das Fotografieren ein Nebenprodukt meiner Wanderungen durch die Natur ist, gehöre ich nicht zu den Fotofreaks mit ihren phantastischen Ausrüstungen und bin auf viel Glück angewiesen. Wer die Möglichkeit und die Zeit hat, Mäusebussarde regelmäßig beobachten zu können, der wird feststellen, dass sie an bestimmten Plätzen immer wieder und ungefähr zur selben Zeit auftauchen, wenn es sich um gute Jagdgründe handelt. Bietet sich eine ein wenig Deckung,  zum Beispiel stärkere Bäume oder Gebüsche, hinter denen man sich postieren kann, gelingen einem eher passable Fotos als bei Spaziergängen durch Feld und Flur. Dort, wo Wiesen und Äcker die Landschaft dominieren und von Wald umsäumt oder durchbrochen werden, kann man sich einer Begegnung mit dem Mäusebussard sicher sein, denn er ist unser häufigster Greifvogel. Ausgiebige Beobachtungsmöglichkeiten bieten sich außerdem im Spätsommer auf abgeernteten Feldern und Wiesen, auf denen noch Strohballen liegen. Wo Wiesen oder Getreidefelder gemäht werden bzw. wurden, finden sich Mäusebussarde zusammen mit Rotmilanen, aber auch Weißstörchen sowie Graureihern zügig ein, um sich über die bei der Mahd getöteten oder aufgescheuchten Tiere herzumachen. Die Strohballen dienen Alt- und Jungvögeln außerdem als Ansitz für die Mäusejagd und als Fressplatz. Der durch die Mahd kurz gehaltene Bewuchs ermöglicht ihnen den perfekten Überblick.

Beliebte Aufenthaltsorte der schönen Greife sind außerdem Laternen, Holzpfähle oder Zäune an Landstraßen und Autobahn, von denen sie nach verletzten und toten Tieren Ausschau halten, die überfahren wurden. Jedem, der auf einer Autobahn von A nach B fährt, werden die großen Vögel am Fahrbahnrand schon einmal aufgefallen sein. Dieses Verhalten ist unter Mäusebussarden weit verbreitet, aber auch äußerst gefährlich. Denn beim Fressen verletzter oder Tiere auf der Fahrbahn werden sie nicht selten selbst zu Verkehrsopfern. Sollten Sie tierische Verkehrsopfer entdecken, scheuen Sie sich nicht, diese von der Fahrbahn zu entfernen und in sicherer Entfernung zum Straßenrand abzulegen. Natürlich nur dann, wenn die Tiere transportabel sind und Sie sich nicht selbst in Gefahr bringen. Sie retten damit nicht nur Greifvögeln das Leben, sondern auch anderen Tieren, die sich an Aas gütlich tun, zum Beispiel Rotfüchsen oder Kolkraben. Aber das nur nebenbei. Kommen wir nun zu den Mäusebussarden zurück, die sich natürlich an warmen, sonnigen Tagen vor allem am Himmel entdecken lassen. Die majestätischen Flieger nutzen an solchen Tagen die Thermik und ziehen ruhig ihre Kreise. Befinden Sie sich auf der Jagd, halten sie manchmal rüttelnd wie ein Turmfalke inne, verharren also mit blitzschnellen Flügelschlägen auf der Stelle. Hauptjagdmethode des Mäusebussards ist jedoch die Ansitzjagd. Mit der zunehmenden Zahl der Solaranlagen in unserer Landschaft sieht man Mäusebussarde übrigens immer öfter auf den Solarmodulen oder den das Gelände begrenzenden Zäunen ansitzen, denn die stets kurz gehaltene Vegetation beschert den Bussarden einerseits einen guten Ausblick und andererseits reichhaltige Beute.

Im Gegensatz zum Habicht, der wie der Mäusebussard zur Familie der Habichtartigen gehört, nutzt der Mäusebussard nicht den Wald, sondern freie Flächen zur Jagd. Den größten Teil seiner Beute machen Feldmäuse aus, was unschwer an seinem Namen zu erkennen ist. Mäusebussarde können aus großer Höhe nicht nur die Mäuse, sondern sogar deren Urin- und Kotspuren erkennen. Und das sowohl im Dämmer- als auch im Gegenlicht. Möglich machen das ihre Augen, die im Gegensatz zu uns Menschen Teile des ultravioletten Lichtspektrums wahrnehmen können. Neben Mäusen gehören kleine Vögel, Schlangen, Frösche, Insekten und tote Tiere zu seinem Nahrungsspektrum. Übrigens: Sieht man einen Mäusebussard hüpfender Weise am Boden, so ist er auf der Jagd nach Regenwürmern, denn auch die werden nicht verschmäht. Hat ein Mäusebussard eine Beute ergriffen, zieht er sich damit an einen ruhigen Ort zum Fressen zurück - entweder in hohe Bäume, auf Strohballen oder an andere ihm sicher erscheinende Orte. Wobei gesagt werden muss, dass er nirgends seine Ruhe hat, wenn Nebelkrähen oder andere Rabenvögel in der Nähe sind. Leidenschaftlich und mit lautem Geschrei stellen sie dem Mäusebussard nach und belagern ihn an seinem Fressplatz. Gar nicht so selten gibt der Greif seine Beute auf, weil insbesondere Nebelkrähen und Elstern ihm penetrant auf die Federn rücken. Nebelkrähen schrecken auch nicht davor zurück, fliegenden Mäusebussarden mit Beutetieren in den Fängen nachzustellen. Ich komme bei solchen Beobachtungen nicht umhin, die Flugkünste und den Mut der Nebelkrähen zu bewundern. Das sei mal gesagt.

Übrigens gleicht kein Mäusebussard farblich einem anderen. Sein variables Federkleid ist wirklich bemerkenswert. Von nahezu rein weiß über Brauntöne aller möglichen Schattierungen bis hin zu fast schwarz - es gibt Mäusebussarde in unendlich vielen Farbvarianten. Besonders schön und noch dazu selten sind überwiegend weiße Vögel. Das ist ein Anblick, der schon fast etwas Mystisches hat und den man so schnell nicht vergisst. So wie der junge, sehr helle Mäusebussard auf dem Strohballen - leider etwas weit weg und nicht besonders scharf, ich weiß, aber ich möchte ihn trotzdem zeigen. Neben Freiflächen und Ansitzmöglichkeiten für die Jagd benötigen Mäusebussarde lichte, alte Baumbestände möglichst am Rand der Felder und Wiesen. Denn in alten, hoch aufragenden Bäumen baut er sein Nest - den Horst - und zieht seine Jungen auf. Die großen Greifvögel sind reviertreu und brüten oft über Jahre in den gleichen Brutrevieren, aus denen Rivalen vehement vertrieben werden. Männchen und Weibchen bleiben in der Regel ein Leben lang zusammen. Mit 2 bis 3 Jahren werden Mäusebussarde geschlechtsreif und können in freier Natur ein Alter um die 25 Jahre erreichen. Das bedeutet, dass ein Mäusebussardpaar unter Umständen eine ziemlich lange Zeit miteinander verbringt. Zur Paarungszeit im zeitigen Frühjahr (Mitte Februar bis März) kreisen Mäusebussarde zu zweit und rufend hoch am Himmel. Durch die charakteristischen, hohen und langgezogenen, fiependen Töne machen sie auf sich aufmerksam und können in Ruhe beobachtet werden.

Das gemeinsame Kreisen wird von sogenannten Balzflügen unterbrochen, die aussehen, als würden die Bussarde miteinander kämpfen. Es ist ein eindrucksvolles Spektakel. Atemberaubend. Großartig. Jedem Beobachter wird dabei auffallen, dass einer der Vögel stets größer als der andere ist. Aber es sind nicht die Männchen, die größer sind, sondern die Weibchen. Ein ausgewachsenes Bussardweibchen kann bis zu 60 cm groß sein. Mit einer Flügelspannweite von bis zu 135 cm ist sie ein ziemlicher Brocken. Nicht selten werden im Brutrevier mehrere Horste angelegt, die aus mehr oder weniger starken, trockenen Ästen und Zweigen bestehen und mit frischen Nadelzweigen versehen werden.  Als Horstbaum werden die höchsten Bäume im Revier genutzt. Der Horstbau erfolgt in der stabilen Stammgabel unter der Baumkrone in möglichst großer Höhe. Meistens befinden sich die Horstbäume am Rand von Wäldern oder größeren Gehölzgruppen, weil die Vögel einen freien Anflug auf den Horst brauchen und sich nicht so perfekt wie Habicht und Sperber durch Äste und Bäume bewegen können. Und obwohl Greifvogelhorste imposante Bauten sind, sind sie gar nicht so leicht zu entdecken. Schon gar nicht, wenn die Bäume erst einmal belaubt sind oder sich der bebrütete Horst in einer starken, immergrünen Kiefer befindet. Später im Jahr sieht und hört man die flügge gewordenen Jungen dann mit ihren Eltern am Himmel. Auch sie vollführen akrobatische Luftkämpfe und Flugmanöver, um sich auf ihr zukünftiges Leben als Greifvogel vorzubereiten. Im April 2018 hatte ich das wahnsinnige Glück, einen Mäusebussard beim Horstbau beobachten und fotografieren zu können. Das war ein absolutes Highlight unter all meinen Tierbeobachtungen, über das ich einen Blogartikel verfasst habe. Den Link zum Blogartikel sowie diverse Fotos aus dem Leben der Mäusebussarde gibt es jetzt am Ende des Textes. Ich wünsche viel Freude beim Umschauen.

Am 02. April 2018 hatte ich das unbeschreibliche Glück, einen jungen Mäusebussard beim Anlegen eines Horstes beobachten und fotografieren zu können. Dieses Erlebnis ist ein absolutes Highlight unter meinen vielen Tierbeobachtungen und ich schaue mir heute noch immer wieder gern die Fotos an.

Und weil dieses Erlebnis so einmalig und toll war, habe ich einen Blogartikel mit vielen Fotos darüber geschrieben:

Horstbau - ein Mäusebussard in Aktion - Blogartikel vom 02.04.2018.