Als ich die Gänsesäger auf dem Darß entdeckte und das Glück hatte, ein paar schöne Fotos von ihnen machen zu können, dachte ich: "Okay, da machste ne Seite drüber. Auf Deiner Homepage". Also habe ich die Fotos aufbereitet und in verschiedene Vogelbücher geschaut. Zwar hatte mir meine Tochter, die Rangerin, bereits eine Menge Wissenswertes über diese Vögel erzählt, aber ich musste noch entscheiden, wie die Oberrubrik heißen soll und ob sich noch andere Vögel darin wiederfinden.
Nun, die schlauen Bücher verrieten mir zunächst, dass die Gänsesäger zu den Entenvögeln gehören. Manchem, der sich auskennt, mag es seltsam vorkommen, dass mich das überrascht hat. Aber Tatsache ist, dass ich bis dahin noch nie Gänsesäger von Nahem gesehen hatte und mich bei Wasservögeln sowieso nicht besonders gut auskenne. Die zweite neue Erfahrung bestand in der Erkenntnis, dass die Familie der Entenvögel enorm zahl- und formenreich ist. Sie besteht nämlich nicht nur aus Enten und Sägern. Schwäne gehören genauso dazu wie Gänse. Und da kommt unterm Strich ganz schön was zusammen, was die Artenzahl angeht.
Nun ja. Nachdem ich nun wusste, wer alles zu den Entenvögeln zählt, kamen mir viele Geschichten über sie in den Sinn. Allen voran Donald Duck oder die Sache mit dem
hässlichen Entlein, das sich in einen wunderschönen Schwan verwandelt. Und hat nicht der Göttervater Zeus, dieser Lustmolch, die hübsche, verheiratete Leda in Gestalt eines Schwans verführt? "Die
goldene Gans", ein Märchen der Gebrüder Grimm, kennt wohl jeder. Ebenso Nils Holgersons Abenteuer mit den Wildgänsen (worum ich den Nils als Kinder immer total beneidet habe) oder das Kinderlied
"Fuchs, du hast die Gans gestohlen". Und natürlich fiel mir eine ganz besondere Gans ein: Albert. Ein schneeweißer Gänserich,
den ich als Kind quasi ausgebrütet und großgezogen habe. Na gut, ausgebrütet habe ich ihn nicht, aber aus dem Ei gepellt. Zur "Strafe" musste ich mich um das winzige Gänsetier rund um die Uhr
kümmern. Das war eine enorm wichtige Erfahrung für mich. Und eine unbeschreiblich schöne.
Albert gehorchte aufs Wort wie ein bestens erzogener Hund und folgte mir auf Schritt und Tritt. Wenn
ich mit dem Pferdewagen ins Dorf zum Einkaufen musste (ja, damals durfte man sowas als Kind noch), saß er neben mir auf dem Kutschbock und brachte jeden zum Lächeln. Sogar den Dorfpolizisten und
den Pfarrer. Alle winkten uns gut gelaunt zu. Nur den Briefträger, den konnte der stattliche Gänsemann absolut nicht leiden. Der wiederum bekam schon Panik, sobald er Albert
erblickte. Ihm gegenüber verhielt sich der Gänserich tatsächlich wie ein Hund, und zwar wie ein aggressiver Wachhund. Es gab nicht nur einmal Ärger, weil er dem Briefträger mit seinem kräftigen
Schnabel die Hose kaputt gemacht hat ... Meine Erlebnisse mit Albert sind unvergessen. Der Gänserich hat einen festen Platz in meinem Herzen. Und das für immer.
Angesichts des wirtschaftlichen Faktors vieler Entenvögel ist diese Verbundenheit mit der Menschenwelt, das Auftauchen in Märchen, Sagen, Fabeln, Gedichten und Liedern oder Filmen keineswegs erstaunlich. Ob als "Ente kross" beim Chinesen um die Ecke oder als Weihnachtsbraten über die Verwendung der Daunen als wärmende Füllung von Bekleidung oder Bettdecken bis hin zur Schreibfeder oder als Objekt der Begierde für Jäger. Enten und Gänse, ob nun Wildform oder daraus gezüchtete Kulturformen, spielen eine nicht unerhebliche Rolle für den Menschen. Ihr Platz in der menschlichen Welt spiegelt sich auch in sprichwörtlichen Redewendungen wie "lahme Ente" oder "dumme Gans" wider, die recht häufig gebraucht werden, obwohl sie nicht einmal ansatzweise zutreffen. Das sei gesagt.
PS: Seit Albert hat sich die Weihnachtsgans übrigens für mich erledigt.
Bitte klicken Sie auf das Foto der Vogelart, die Sie interessiert. Sie gelangen dann zu den jeweiligen Seiten mit Informationen und Fotografien.