Dort, wo es feucht und halbschattig ist, in nährstoffreichen Laub- bzw. Laubmischwäldern oder Parkanlagen hat dieses wunderschöne Gewächs sein zu Hause. Selten ist sie nicht, dennoch wird sie meist übersehen: Die Vierblättrige Einbeere. Ich finde diese Pflanzen wunderschön. Mit ihren vier Blättern und der sternförmigen Blüte in der Mitte, die sich später im Jahr zu einer leuchtend blauen Beere entwickelt, macht sie was her, finde ich. Eine Pflanze mit außergewöhnlicher Gestalt, die besonders dann zur Geltung kommt, wenn ein Sonnenstrahl durchs Blätterdickicht den Weg zu ihr findet. An jenen Stellen, an denen Licht und Schatten sich begegnen, ist sie die Königin.
Eine Königin, die keine Krone, sondern eine einzelne Blüte bzw. Beere trägt und die es gesellig liebt. Wo die Bedingungen ihr zusagen, wächst sie in Gruppen, umgeben von ihresgleichen. Da es sie gerne an den Waldrand treibt, dahin, wo es mehr Licht als im Waldinneren gibt, ist sie im Gewirr der vielen anderen Pflanzen nicht immer leicht auszumachen.
In früheren Zeiten galt die Vierblättrige Einbeere als Hexen- und Zauberpflanze und das wohl nicht von ungefähr, denn alle Teile der Pflanze sind giftig. Nichts destotrotz wurde sie in der Volksmedizin als Heilpflanze gegen die Pest, Herzbeschwerden, Nervenschmerzen und Migräne sowie als Desinfektionsmittel eingesetzt. Auch das Liebesleben sollte sie ankurbeln. Die vermeintlichen Heilwirkungen und ihr seltsames Aussehen brachten ihr Namen wie "Pestbeere", "Teufelsbeere" oder "Sauauge" ein. Ob die Pflanze gegen all diese Leiden geholfen hat, sei mal dahingestellt und sollte keinesfalls mittels Selbstversuch überprüft werden. Heutzutage wird sie jedenfalls nicht mehr als Heilkraut verwendet und bei einem Waldbesuch sollte man tunlichst darauf achten, dass inbesondere Kinder die Finger von den blauen Beeren lassen. Der Genuss der Beeren ruft Brechreiz und Magenkrämpfen hervor und kann in entsprechender Menge zum Tod durch Atemlähmung führen.