Ein Rotfuchs im Schnee

Rotfuchs (Vulpes vulpes), Februar 2021, Staaken/Berlin
Rotfuchs (Vulpes vulpes), Februar 2021, Staaken/Berlin

In diesem Februar bescherte ein sogenannter Polarwirbel-Split den Berlinern etwas, was sie schon lange nicht mehr erlebt haben: Schnee, Eis und Dauerfrost. Nachts fielen die Temperaturen unter - 10 Grad und tagsüber blieb es beim Minus vor der Zahl. Und das ging fast zwei Wochen so. Wer raus wollte, musste sich dick einmummeln. Mehrere Lagen Kleidung, Mütze, Handschuhe - sonst war es wegen des eisigen Ostwindes nicht auszuhalten. Für die Tiere, insbesondere die Vögel, begann eine schwierige Zeit. Relativ gut ging es denen, die sich an einer Futterstelle mit Nahrung versorgen konnten. Andere musste sich auf den Weg in mildere Gefilde machen: Ich sah an diesen Tagen sehr viele Singschwäne, Graugänse und auch Kraniche, die bisher bei uns ausgeharrt hatten und nun aufbrechen mussten. Schwärme von Wacholderdrosseln tauchten auf und machten sich über die letzten Beeren an Weißdorn, Liguster und Schlehe her. Goldammern, Birken- und Erlenzeisige suchten zusammen mit Distelfinken unter Bäumen und Büschen nach vom Winde verwehten Samen von Birke, Ahorn und Robinie. Und wie immer, wenn es kalt ist, hatte ich jede Menge Vogelfutter im Rucksack, um es wenigstens ein paar Vögeln leichter zu machen. Fetthaltige Meisenknödel, die ich für die Spechte in Baumspalten und Astlöchern deponiere, habe ich in Dauerfrostphasen ebenfalls dabei, denn insektenfressende Großschnäbel wie der Grünspecht leiden bei länger andauerndem Frost und Schnee besonders unter Futtermangel. An einem der sonnigen Tage, die die Landschaft in ein Winterwunderland verwandelten, begegnete mir ein wunderschöner Rotfuchs (Vulpes vulpes). Ein Knacken im Unterholz sowie die hektischen Warnrufe von Kohlmeise und Eichelhäher machten mich auf ihn aufmerksam. Nachdem er sich im Gebüsch eine Weile umgesehen hatte, trat er auf die Wiese in einem Eidechsengehege hinaus und ... entdeckte mich.

Rotfuchs (Vulpes vulpes), Februar 2021, Staaken/Berlin
Rotfuchs (Vulpes vulpes), Februar 2021, Staaken/Berlin

Schade, dachte ich, jetzt sucht er bestimmt gleich das Weite. Aber nee. Falsch gedacht. Gelassen setzte sich das stattliche Tier in den Schnee und schaute mir tief in die Augen. Das Fotografieren schien ihn ebenso wenig zu stören wie meine Nähe. Was für ein Glück. Und was für ein zauberhafter Moment. Der Fuchs und ich an einem Wintertag mit blauem Himmel und funkelndem Schnee. Beide gestreichelt von einer lauen Wintersonne. Ungefähr nach Katzenart blinzelte er mich freundlich an. Und ich blinzelte zurück. Ich finde ja sowieso, dass Rotfüchse in ihrem Verhalten eine gewisse Ähnlichkeit mit Katzen haben, auch wenn sie biologisch zur Familie der Hunde gehören. Das bereits erwähnte Blinzeln, die Neugier oder ihre Art, den Schwanz um den Körper zu legen, wenn sie schlafen ... oder die Geräusche, die sie so darauf haben. Einen Tag zuvor hatte ich zwei Füchse beim Ranzen beobachten können, denn im Januar und Februar ist bei Familie Rotfuchs Paarungszeit (die "Ranz"). Das heißt, zuerst hörte ich nur ein schrilles, unheimlich lautes Geschrei und ich vermutete einen Katzenkampf in der Nähe. Tatsächlich waren Fähe (Rotfuchs-Weibchen) und Rüde (Rotfuchs-Männchen) dabei, sich näher zu kommen, in dem sie unter weithin hörbarem Getöse durch den Schnee jagden und tobten. Ihr Repertoire reichte von Kreischen über Bellen und Keckern bis hin zu eben diesem katzenhaften Geschrei. Zu meinem Bedauern verzogen sich beide blitzschnell in ein Gebüsch, als sie mich bemerkten. Ich ihnen sehr gern noch länger zugeschaut. Na ja. Was "meinen" Rotfuchs im Eidechsengehege angeht, so kann ich leider nicht sagen, ob es sich um einen Rüden oder eine Fähe gehandelt hat, weil es schlichtweg nicht zu erkennen war.

Ranzende Rotfüchse (Vulpes vulpes), Februar 2021, Staaken/Berlin
Ranzende Rotfüchse (Vulpes vulpes), Februar 2021, Staaken/Berlin

Nach einigen Minuten lief das außergewöhnlich große und schöne Tier ein paar Meter weiter und legte sich vor einem Totholzstapel in den Schnee. Beschienen von der Sonne putzte er sich sein leuchtendes Fell, gähnte einmal ausgiebig und beschloss, ein Schläfchen zu machen. Ich für meinen Teil machte noch ein paar Fotos und zog zufrieden und voller Freude von dannen. Erwähnt sei, dass Rotfüchse zu jenen Tieren gehören, die ich besonders mag. Wenn mir einer über den Weg läuft, zaubert sein Anblick immer ein Lächeln in mein Gesicht. Das liegt nicht nur an ihrem Aussehen. Nein, auch ihre Schläue, ihre Intelligenz finde ich bewunderswert. Ermöglicht sie den Tieren doch ein Überleben in den unterschiedlichsten Lebensräumen, sogar mitten unter uns in den Städten, denn der Rotfuchs ist ein ausgesprochener Anpassungskünstler. Und wer schon einmal die Gelegenheit hatte, einen Fuchs bei der Mäusejagd beobachten zu können, wird nicht umhin kommen, über ihre Bewegungen und das zielgerichtete Aufspüren der Beute zu staunen. Ja, der Rotfuchs im Schnee, das war toll. Und dabei wollte ich an diesem Tag gar nicht rausgehen. Der Winter, die Kälte - das ist nämlich so gar nicht mein Ding. Aber das sonnige Wetter und der Anblick der mit Eiskristallen überzogenen Bäume und Pflanzen haben mich dann doch an die frische Luft getrieben. Als ich morgens loszog funkelten die Pflanzen als hätte jemand Millionen Diamanten in der Landschaft verteilt. Einfach großartig. Solch ein Anblick ist uns Berlinern ja nicht alle Tage vergönnt. Und weil es so schön war, gibt es nach den abschließenden Fuchs-Fotos noch ein paar Bilder von der Winterlandschaft ...

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Winterwunderland

Kommentare: 3
  • #3

    Tierfreak (Freitag, 16 April 2021 14:40)

    Ja, das waren tolle winterliche Tag. Schade, das es nicht länger gedauert hat. Ich mag Tiere und würde auch gern mal einen fuchs erwischen, aber bis jetzt hab ich sie nur von weitem gesehen. Danke für die wunderschönen Bilder und weiter so.

  • #2

    Staakener (Dienstag, 30 März 2021 09:49)

    Was für ein schönes Erlebnis. Und so tolle Bilder. Danke fürs Zeigen.

  • #1

    Kuller (Dienstag, 16 März 2021 23:22)

    Einfach nur traumhaft !!