Am letzten Wochenende hatte ich verdammt viel Glück, denn ich habe ein unglaublich kleines, geschmeidiges und hübsches Tierchen beobachten dürfen - das Mauswiesel (Mustela nivalis). Aufgrund einiger vorheriger Sichtungen wusste ich schon lange, dass die Miniraubtiere in einer Mauer am Rand meiner Wochenendstrecke leben. Wobei "Sichtungen" etwas übertrieben ist, denn wirklich gesehen habe ich die Mauswiesel nicht. Ein paar Mal lugte der kleine Kopf aus einer Mauerritze hervor und verschwand genauso schnell wie er aufgetaucht war. Und ab und zu flitzten sie blitzschnell quer über den Weg. Die Tierchen sind derart flink, dass es schon fast als geisterhaft zu bezeichnen ist und man sich fragt, ob man wirklich eines gesehen hat. Einige Mal harrte ich recht lange vor der Mauer aus, hatte mich quasi auf die Lauer gelegt, um ein Foto machen. Aber nix da. Kein Wiesel wollte von mir fotografiert werden. Am Samstagmorgen war ich bereits auf dem Heimweg und nach gut zwei Stunden Rumtreiberei war meine Aufmerksamkeit nicht mehr die beste, als ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung auf der Mauswieselmauer wahrnahm. Und tatsächlich: Ein kleiner brauner Kopf mit schwarzen Knopfaugen reckte sich über die Steine und blickte in meine Richtung. Wow. Damit hatte ich nicht gerechnet. Erstaunlicherweise machte sich dieses Mauswiesel nicht sofort wieder unsichtbar, sondern turnte auf der Suche nach Nahrung in und auf der Mauer herum, hielt aber immer wieder inne, um mich neugierig in Augenschein zu nehmen. Erst als sich ein lärmender Trupp Fahrradfahrer näherte, verschwand es endgültig.
Ich glaube, ich muss nicht extra betonen, dass ich Unmengen von Fotos gemacht habe, wobei ich ziemliche Mühe hatte, dem flitzenden, ca. 20 Zentimeter langen, schlanken Etwas zu folgen. Im Ergebnis sind nur einige wenige brauchbare Bilder übrig geblieben. Aber selbst wenn keines der Fotos etwas geworden wäre: Die Begegnung mit dem Mauswiesel gehört zu meinen schönsten Naturerlebnissen und ich bin immer noch voller Freude darüber, dass ich dem Tierchen eine Weile zuschauen durfte. Wenn ich mich nicht verguckt habe, dürfte es sich bei "meinem" Mauswiesel um ein Männchen handeln und es kann gut sein, dass es nicht nach Nahrung, sondern nach einer Partnerin gesucht hat. Denn die kleinen Marder paaren sich das ganze Jahr über.
Wie der Name schon sagt, liebt das Wieseltier Mäuse; sie stellen neben anderen Nagetieren seine Hauptnahrung dar. Wer in seinem Garten von Wühlmausen geplagt wird, kann über die Anwesenheit von Mauswieseln also sehr glücklich sein. Insekten und Eidechsen, die in und um die Mauer herum ebenfalls ihren Lebensraum haben, stehen genauso auf dem Speiseplan eines Mauswiesels wie Eier oder Jungvögel. Da die Mauer von einer artenreichen Hecke begrenzt wird, in der viele Vögel brüten, dürfte auch dieser Tisch für den Miniräuber reich gedeckt sein. Zauneidechsen, Mäuse und Insekten stehen jedoch nicht nur auf dem Speisezettel eines Mauswiesels, sondern auch auf dem anderer Tiere. Deshalb treiben sich in diesem Gebiet nicht selten Füchse und Greifvögel wie Turmfalke, Mäusebussard, Habicht oder Rotmilan herum. Das ist für das Mauswiesel nicht ungefährlich, denn Füchse und Greifvögel gehören zu seinen Fressfeinden. Die Mauern an meiner Wochenendstrecke sind ein idealer Lebensraum für dieses wunderschöne Tier und viele andere Lebewesen. Junge Zauneidechsen genießen dort die Wärme der Steine und den Sonnenschein und auch ein stattlicher Admiral lässt es sich ein Stück weiter gut gehen. Unverwechselbar in Größe und Farbenpracht gehört er zu den eindrucksvollsten Schmetterlingen und ist immer wieder ein Augenschmaus. Die wunderschöne, pralle Raupe des Lindenschwärmers hingegen wird es leider nicht schaffen, sich in einen Schmetterling zu verwandeln. Ameisen hatten sie zu ihrer Beute auserkoren und als ich die Raupe entdeckte, war sie leider schon so gut wie tot. Ein Stück weiter hat sich bereits im Frühjahr ein Wespenvolk eingerichtet und ein fast kreisundes Nest gebaut, an dem die Aktivitäten inzwischen jedoch merklich nachgelassen haben. Ein Höhepunkt in jedem Spätsommer sind außerdem die Taubenschwänzchen, die regelmäßig an den Mauern auftauchen und sich am Seifenkraut drumherum laben. Taubenschwänzchen lassen sich gern auf erwärmten Mauern oder an Hauswänden nieder, um auszuruhen so wie die auf meinen Fotos. Eines war allerdings schon arg abgeflogen und genoss seine letzten Tage ...
Biki09 (Mittwoch, 18 September 2019 10:15)
Hallo Frau Haufe, danke für die tollen Bilder. Ich stelle dem Mauswiesel schon seit Ewigkeiten nach - erfolglos. Und wenn ich es mal erwische, sind die Fotos nichts geworden. Wie Sie schreiben - es ist einfach zu schnell. Viele Grüße aus Heidelberg von einem Naturfreund. Ich freue mich schon auf Ihren nächsten blog - lese schon lange hier mit.
Bertram W. (Samstag, 14 September 2019 21:31)
Sie haben großes Glück gehabt. Ein mauswiesel bekommt man nicht so leicht aufs Foto. Herzlichen Glückwunsch. Tolle Fotos.
Ich mag diese kleinen Biester. Gruß aus Berlin. Bertram W.
Staakener (Freitag, 13 September 2019 12:17)
Hallo Marion, Mensch da hattest du ja wirklich richtig Glück. Ein Mauswiesel. In meiner Kindheit gab es die in Staaken überall. Aber da war Staaken ja auch noch ein Dorf. Ich freue mich riesig über diese Fotos und schwelge gerade in Kindheitserinnerungen. Danke fürs Zeigen.