Tja, Migration - der Motor der Artenvielfalt auf unserem wunderbaren Planeten - hat viele Gesichter und Gestalten. Manchmal hat sie Flügel und kommt als Schmetterling daher, nämlich als Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis) - dem Grauen der Buchsbaumbesitzer schlechthin. 2006 reiste er mit in Südostasien gezogenen Buchsbäumen nach Deutschland ein und hat es mittlerweile bis nach Berlin und noch ein Stück weiter Richtung Norden geschafft. Heiße und trockene Sommer mit Temperaturen um die 30 Grad sind das, was der hübsche Falter liebt und braucht. Mit seinem dunkelbraun-weiß gefärbten und seidig schimmernden Flügelkleid ist der Buchsbaumzünsler eine ausgesprochene Schönheit. Neben dieser Normalform kommen aber auch Farbvarianten vor. Und obwohl er eine Flügelspannweite von bis zu 45 Millimetern erreichen kann, wirkt er grazil und elegant. Tagsüber verbirgt er sich gern unter Blättern, die nicht zu einem Buchsbaum gehören, sitzt aber auch reglos an Hauswänden oder auf Laternen, denn wie fast alle Nachtfalter wird er von Lichtquellen magisch angezogen. Wird der Falter aufgescheucht, entpuppt er sich als flotter Flieger, dem man kaum nachstellen kann. Wer Buchsbaumzünsler beobachten möchte, kann am frühen Morgen sowie späten Nachmittag nach ihnen Ausschau halten. Sofern sich die Nahrungspflanzen nicht in der vollen Sonne befinden, tummeln sich die Falter zum Beispiel auf der Kanadischen Goldrute, Kleinblütigen Bergminze oder an Sommerflieder, um Nektar aufzunehmen. An heißen Tagen saugen sie außerdem morgens Tau von den Blättern.
Sooo. Das waren die positiven Informationen über den zugewanderten Schmetterling, wenn man so will. Denn die geflügelte Schönheit wird in Gärten, Parkanlagen oder auf Friedhöfen mit Buchsbäumen gar nicht gern gesehen und beschert so manchem Gartenbesitzer schlaflose Nächte. Dort, wo die nur ungefähr acht Tage lang lebenden Weibchen auftauchen, sehen Buchsbäume innerhalb kurzer Zeit nämlich so aus wie der auf dem nachfolgenden Foto.
Das Weibchen legt um die 150 Eier und das ausnahmslos an Buchsbäumen. Nach gerade mal 3 Tagen schlüpfen die Raupen und machen sich über den bis dahin immergrünen Busch her. Gelbe Blättchen und diverse feine Gespinste dazwischen sind ein erster Hinweis darauf, dass ein Buchsbaumzünsler-Weibchen den Weg in Ihren Garten gefunden und für eine neue Faltergeneration gesorgt hat. Sobald die Raupen etwas größer geworden sind, dürften Sie Ihren Blicken nicht mehr entgehen. In heißen, trockenen Sommern können bis zu vier Generationen das Licht der Welt erblicken. Manchmal überwintert die letzte Generation als Räupchen in einem festen Kokon und wird dann im darauffolgenden Frühjahr an den Nahrungspflanzen ihr Werk tun, sobald die Temperaturen es zulassen. Die Ratschläge dafür, was man bei einem Befall tun kann, reichen vom Absaugen der Raupen mit dem Staubsauger bis hin zum Einsatz von Chemie. Der Einsatz von Chemie sollte sich meiner Meinung nach von selbst verbieten - im Interesse all der anderen Gartenbewohner und im eigenen, denn Chemie ist für niemanden gut. Ein Trost könnte sein, dass sich die Buchsbäume nach einem kräftigen Rückschnitt manchmal erholen. Manchmal wohlbemerkt.
An dieser Stelle sei gesagt, dass wir die Einwanderung des Buchsbaumzünslers unserem Geiz zu verdanken haben. Einem Geiz, der dazu führt, billige Pflanzenware aus dem Ausland zu kaufen, um ein paar Euro zu sparen. In einer hiesigen Gärtnerei herangezogene Buchsbäume hätten aufgrund des Arbeitsaufwandes zwar mehr gekostet als der Busch aus Südostasien, aber der Buchsbaumzünsler hätte halt nicht darin gesessen. Auch sollten sich sowohl Gartenbesitzer als auch die für Grünanlagen zuständigen Behörden fragen, ob es denn wirklich Buchsbaum sein muss, der unsere Augen "verwöhnt", sieht man mal von historischen Garten- oder Parkanlagen ab. Ein Buchsbaum bietet keinerlei Nahrung für Insekten oder Vögel. Er dient höchstens dann und wann als Nistplatz, nicht mehr und nicht weniger. Es gibt diverse Gehölze, auch immergrüne wie Liguster oder Eibe, die locker an seine Stelle treten können und mit ihren Blüten sowie Früchten einen wichtigen Beitrag für unsere tierischen Mitbewohner darstellen. Apropos tierische Mitbewohner: Obwohl Buchsbäume über 70 verschiedene Giftstoffe enthalten, die sich in den Raupen einlagern, haben Vögel wie beispielsweise die Blaumeise oder der Spatz diese über die Zeit als Nahrungsquelle erschlossen. Auf unserem Grundstück können wir außerdem zur Flugzeit der Falter beobachten, wie Spatzen gezielt Jagd auf Buchsbaumzünsler machen, die sich auf den Kugellaternen niedergelassen haben. Auf einem meiner Spaziergänge habe ich außerdem beobachten können, dass Buchsbaumzünsler auch von Spinnen nicht verschmäht werden. Wie auf dem Foto zu sehen ist, haben zumindest Spinnen kein Problem mit ihnen. Die Spinnen haben jedenfalls überlebt - wie ich in den Folgetagen feststellen konnte.
Wer in seinem Garten eine artenreiche Vogelwelt hat und Spinnen dort lässt, wo sie nunmal leben, dürfte deshalb über kurz oder lang weder Chemie noch einen Staubsauger für das Beseitigen des Befalls benötigen, wenn er weiterhin seiner Buchsbaum-Leidenschaft frönen möchte. Für naturinteressierte Menschen wie mich ist der Buchsbaumzünsler übrigens ein Highlight, lässt er mich doch Evolution quasi live erleben, was die Anpassungsfähigkeit der einheimischen Vogelwelt und Spinnentiere angeht. Ich bin wirklich darauf gespannt, wie sich die Geschichte des schönen Einwanderers in Deutschland weiter gestaltet und wie schnell er es schafft, sich über ganz Deutschland auszubreiten.
Marion (Sonntag, 21 Juli 2024 14:18)
Liebe Namensvetterin aus Hessen,
herzlichen Dank für deine Zuschrift. Ja, wenn der Buchsbaum denn zum Blühen kommt, gibt er eine gute Nektarquelle ab. Keine Frage. Aber ehrlich gesagt - ich kenne weit und breit einen einzigen Buchsbaum, der zur Blüte kommt (auf einem Kirchengelände). Alle anderen werden ordentlich zurechtgeschnitten und klein gehalten.. Und das in schönster Regelmäßigkeit mehrmals im Jahr. Egal, ob in den Gärten oder Parkanlagen oder auf Friedhöfen. Sofern denn noch welche vorhanden sind, denn der Buchsbaum-Zünsler ist in Berlin schon sehr aktiv und viele Leute verzichten inzwischen darauf, Buchsbäume immer wieder neu zu pflanzen. Mag sein, dass das in Hessen alles anders ist - das kann und möchte ich nicht beurteilen.
Meine Homepage hat nicht den Anspruch, absolut fehlerfrei zu sein oder rundum vollständige Information zu liefern. Obwohl ich sehr viel weiß und zusätzlich recherchiere, weiß ich natürlich nicht alles und lerne beständig dazu. Auch ist es nicht mein Anliegen, wissenschaftliche Abhandlungen über eine bestimmte Pflanze oder ein bestimmtes Tier zu schreiben, die jeden Aspekt des jeweiligen Lebewesens abdecken. Diese Homepage ist ein Hobby und kein Gesetzbuch.
Vor allem aber gibt so ein Blogartikel auch immer die persönliche Meinung des Schreiberlings wieder. In diesem Fall meine und ich halte nun einmal nichts davon, Buchsbäume zu pflanzen, auch wenn die Blüte eine wertvolle Nektarquelle ist. Es gibt genügend andere Gehölze, die mit Blüten und auch Beeren aufwarten und somit in vielerlei Hinsicht wertvoll sind. Das hat nichts mit "haten" (ich "hate" Lebewesen grundsätzlich nicht und finde diesen woken Begriff in Bezug auf meinen Blogartikel auch nicht zutreffend) zu tun, sondern einzig und allein mit meinen Erfahrungen und Erlebnissen, aufgrund derer ich mir meine Meinung gebildet habe, die ich hier zum Besten gebe. So viel Freiheit muss schon sein, finde ich.
Herzliche Grüße
Marion Haufe
Marion (Freitag, 19 Juli 2024 17:21)
Zunächst erst einmal umfassend informieren über Buchsbaum und seinen ökologischen Nutzwert für Bienen und Co.. Er blüht im zeitigen Frühjahr und ist eine gute Nahrungsquelle für Nektar. Ich nehme mal an, dass aus Unwissenheit solche Fehlinformationen in deinem Blog verbreitet werden, dass er ökologisch keinen Nutzen hat; vermutlich nicht böswillig…. ? Und wie du richtig schreibst, haben wir uns die Problematik mit dem Zünsler ja leider selbst zuzuschreiben. Die Schönheit des Falters bzw. des Buchsbaums liegt eben im Auge des jeweiligen Betrachters. Haten sollte man deswegen keinen von beiden. Und eine sichere Informationsbasis ist immer sehr hilfreich, bevor man etwas veröffentlicht. � Grüße von einer Namensvetterin aus Hessen
Igor W. (Montag, 15 April 2024 14:16)
Ich habe am letzten Wochenende alle Buchsbäume ausgegraben und entsorgt.Sie waren alle diesem Schmetterling zu Opfer gefallen und in diesem Jahr gab es kein einziges grünes Blättchen mehr. Neue wird es nicht geben. Macht ja keinen Sinn. Aber watt solls: Ist eben Natur. Und der Falter gehört dazu.
MarkusF (Samstag, 16 September 2023 19:49)
Dieser hübsche Schmetterling hat es noch nicht bis zur Küste geschafft. Wenn es soweit ist, werde ich mich freuen. Sorgen um Buchsbäume muss ich mir nicht machen, denn in meinem Garten gibt es keine. Und es wird auch keine geben. Ich finde, diese Ausbreitung des Schmetterlings sehr faszinierend und lese da immer mal wieder nach. Wie schnell das geht! Wahnsinn.
Danke für diesen interessanten Artikel.
Markus F
aus Saal in Meck-Pomm
Petra (Freitag, 08 September 2023 11:55)
Mir gehen diese Schmetterlinge total auf den Geist. Wenn ich im Garten arbeite fliegen die aus allen möglichen Pflanzen auf und um mich herum. Das kann ich nicht leiden. Außerdem habe ich keine Buchsbäume, finde die total hässlich.
Peter79 (Montag, 28 August 2023 10:03)
Danke für diesen informativen Blog. In diesem Jahr hält sich der Buchsbaumkiller ja in Grenzen. Erst seit ein paar Tagen sind die Falter aufgetaucht dafür in Massen. Die klucken überall. Wir haben zum Glück keine Buchsbäume, aber unsere Nachbarn. Die raufen sich schon die Haare. Na ja. Ist halt Natur.
Marion (Donnerstag, 22 Juli 2021 10:21)
Hallo Jenny, danke für deinen Beitrag. Ja, um den Buchsbaum ist es nicht schade. Das stimmt. Und: Ich freue mich auch über jeden Buchsbaum-Zünsler, der mir über den Weg flattert. Es sind wirklich wunderschöne Falter. In diesem Jahr habe ich allerdings erst einen gesehen.
Jenny (Sonntag, 18 Juli 2021 17:01)
Um den ökologisch wertlosen und m. E. nicht sonderlich schönen Buchsbaum ist es nicht schade. Schade wäre hingegen, wenn der schöne Buchsbaumzünsler aussterben würde, weil er seine Lebensgrundlage komplett auffrisst. Ich freue mich, wenn ich einen dieser schönen filigranen Schmetterlinge sehe.
elena12 (Freitag, 29 März 2019 15:33)
Die gefräßigen Raupen dieses Viehs haben am Grab meiner Eltern die ganze Umgrenzung kaputt gemacht. Schrecklich. Man sollte einmal mit ner richtigen Chemiekeule drübergehen und gut ist. Unglaublich, dass es Leute gibt, die solcher Viecher gut finden. Schönen Tag noch.
Marion (Donnerstag, 27 September 2018 16:10)
Hallo besucherin! Danke für Dein Interesse und Deinen Beitrag. Ja, die Falter halten sich nicht auf Buchsbäumen auf. Die Weibchen suchen sie nur zur Eiablage auf.
besucherin (Mittwoch, 26 September 2018 12:39)
Diesen Schmetterling habe ich schon oft gesehen, obwohl ich keine Buchsbäume im Garten habe. Er sieht sehr schön aus. Die Kreuzspinne ist eklig. Ich verstehe nicht, wie man solche Tiere interessant finden kann. Und auch noch photographiert.
W2018 (Freitag, 21 September 2018 15:15)
Hallo, dieser Schmetterling hat in diesem Jahr wiklich große Schäden angerichtt. Meine Buchsbaumhecke kann ich vergessen. Aber was soll man machen, wenn man nich auf Chemie setzen will. Es stimmt übrigens, dass Vögel die Raupen frssen. Ich habe es selbst gesehen. Aber es waren einfach zu viele.
Marion (Dienstag, 11 September 2018 14:56)
@keinname
Selbstverständlich bleibt es jedem selbst überlassen, was er in seinem Garten macht. Und: Danke schön, dass Du den Artikel trotz erhobenem Zeigefinger gelesen hast.
keinname (Montag, 10 September 2018 13:01)
Hallo. Ich mag blogs mit erhobenen Zeigefinger nicht. Von wegen keine chemie, keine Buchsbäume und so. ist doch jedem seine Sache.
Marion (Dienstag, 04 September 2018 16:29)
Herzlichen Dank für eure netten Einträge. Es freut mich zu hören bzw. zu lesen, dass der Blogartikel über den Buchsbaum-Zünsler euer Gefallen findet. Staaken01: Ich werde mich um Deinen Wunsch kümmern - mal sehen, ob er sich umsetzen lässt.
Übrigens: Wären unsere Sommer noch normale Sommer mit dem typisch mitteleuropäischen, wechselhaften Wetter, würde ich den Buchsbaum-Zünsler nicht als Problem für die Buchsbäume betrachten. Denn wie man sieht, passen sich einige Tierarten an das Raupenangebot dieses Falters an und nutzen es als Nahrung. Über kurz oder lang würde also ein natürliches Gleichgewicht geschaffen. Da die Sommer immer heißer und trockner zu werden scheinen und perfekte Bedingungen für mehrere Generationen des Buchsbaum-Zünslers bieten, dürfte unsere Tierwelt das kaum in den Griff bekommen. Die Anzahl unserer Singvogelarten und der Individuen nimmt stetig ab. Tja, ein menschengemachtes Problem mehr auf der unendlich langen Liste. Mein Rat an alle: Pflanzt keine Buchsbäume mehr und setzt stattdessen auf naturnahe, artenreiche Gärten und Grünanlagen. Tut es für die Insekten, die Vögel. Für euch selbst.
Staaken01 (Dienstag, 04 September 2018 11:11)
Liebe Marion, ich schaue ja immer noch ab und zu hier vorbei, auch wenn sich nicht mehr regelmäßg was tut. Ja, der Buchsbaumzünsler ist in diesem Sommer in Staaken sehr aktiv. Nachbars Buchsbäume hat es dahin gerafft und an machen Tagen saßen zig Falter an unserer Hauswand. Schön sind sie ja wirklich. Ich würde es übrigens gut finden, wenn man deine Blogartikel abbonnieren könnte.
LG
Ein Staakener
Manuela (Montag, 03 September 2018 16:53)
Hallo Marion, schön, dass du mal wieder einen Artikel geschrieben hast. Nebst aktivierter Kommentarfunktion. Den Schmetterling, den du beschreibst, habe ich in diesem Sommer sehr häufig gesehen. Ich wusste aber nicht, was das ist und war zu faul in die Bücher zu schauen. Nun weiß ich Bescheid. Und mein Nachbar auch. Da hat er nämlich zugeschlagen. Der BB-Zünsler.