18. März 2018, Berlin. Die Sonne lacht, der Himmel strahlt blau. Die Vögel zwitschern. Alle Zeichen stehen auf Frühling. Aber: Es ist ...kalt. Ein eisiger Ost-/Nordostwind macht allen zu schaffen, insbesondere den Tieren. Das Wetter macht es vor allem den Gefiederten schwer. Jenen, die aus den südlichen Gefilden zu uns zurückkommen - wie Rotmilan und Singdrossel - genauso wie denen, die auf der Durchreise gen Norden sind. Kraniche und Gänse ziehen in mehr oder weniger großen Gruppen am Himmel dahin. Wacholderdrossel und Birkenzeisig haben den Winter in Deutschland verbracht und befinden sich ebenfalls auf dem Weg in ihre skandinavischen Brutgebiete. Das Rufen der Kraniche und Gänse - das Zeichen des Frühlingsbeginns schlechthin - erfreut unser Herz und lässt uns lächeln ... und die Mütze stramm ziehen. Manche der Durchreisenden treffen in luftiger Höhe auf ungewohnte und nicht gern gesehene Begleitung. Ein paar Mäusebussarde kreuzten die Zugbahn einer Kranichfamilie, die darauf alles andere als amüsiert reagierte.
Das Ankämpfen gegen den Sturm, die Kälte - all das kostet Kraft. Alle miteinander - ob nun Rückkehrer oder Durchreisender oder Einheimischer - sind auf der Suche nach Nahrung, die aufgrund der Eiseskälte mehr als knapp ist, aber besonders in Zeiten des anstrengenden Vogelzuges dringend gebraucht wird. Für den Rotmilan als überwiegenden Aasfresser dürfte der Tisch jedoch reich gedeckt sein. Des einen Leid ist des anderen Freud ...
Schwanzmeisen, gefiederte Akrobaten allererster Güte, suchen im Geäst nach Fressbarem und lassen sich wie Grünfink, Rotkehlchen, Amsel, Spatz oder Buchfink regelmäßig an den Futterstellen sehen. Hier und da habe ich sie auch schon beim Sammeln von Flechten und Moos für das kunstvolle Nest beobachten können. Andere machen sich den Nestbau leichter und klauen beim Nachbarn, was das halbfertige Zuhause für den Nachwuchs so hergibt. Ich sah nämlich einem Erlenzeisigpärchen ziemlich lange dabei zu, wie es sich an einem Stieglitznest bediente, sobald die Erbauer es aus den Augen ließen. Ein paar Bäume weiter thronte ein Mäusebussard im kahlen Geäst, der nach Mäusen Ausschau hielt, während ein kleines Eichhörnchen am Boden nach den letzten Vorräten aus dem vergangenen Jahr suchte. Drei Buntspechte flogen zeternd von Baum zu Baum und verärgerten einen Kleiber, der seine Höhle bereits gefunden hatte und lautstark verteidigte.
Und natürlich trifft dieser sogenannte Märzwinter auch unsere Pflanzenwelt mit aller Härte. Selbst Schneeglöckchen, kälteerprobte Überlebenskünstler, beugen sich den strengen Nachtfrösten und dem Eiswind und liegen am Boden. Erstaunlicher Weise richten sie sich wieder auf, sobald es wärmer ist. Für mich ist es in jedem Frühjahr aufs Neue ein Wunder, wie sich diese zarten Pflanzen durch den gefrorenen Boden dem Licht entgegen schieben. Unglaublich, dass sie das schaffen und dabei nicht zerbrechen.
Krokusse, Winterlinge, Zaubernuss und Weidenkätzchen - zusammen mit den Schneeglöckchen die erste Nahrung für Hummel, Biene und Co. - kommen nicht wirklich zum Zuge.
Ich wünsche mir, dass die Kälte bald vorbei ist. Und zwar nicht für mich, die dick eingemummelt durch die Gegend schleicht und in die warme Wohnung zurückkehrt. Sondern für die Vögel, die Insekten, die Pflanzen und all die anderen Wesen, die der Wärme und Nahrung bedürfen. Und ich staune. Darüber, wieviel Kraft das Leben hat. Trotz Märzwinter und Kälte. Trotz Eiswind.
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