In meinem Blogartikel "Endlich gefunden ..." vom 12. März 2017 ging es um die Entdeckung eines Schwanzmeisenpärchens beim Nestbau. Und um meine Freude darüber, ein Schwanzmeisennest endlich gefunden zu haben. Um meine Bewunderung der kleinen Vögel und ihres großartigen Kunstwerkes. Immer wieder erhielt ich seitdem E-Mails mit Fragen danach, ob ich die Paarung beobachten konnte, ob ich den Nachwuchs gesehen habe, wer ist Weibchen, wer ist Männchen, wo denn das Nest genau sei ...
Ich habe alle E-Mails beantwortet, aber selbstverständlich nicht verraten, wo sich das Nest befindet. Bei allem Verständnis dafür, dass jeder Vogelfreund Interesse an einem Schwanzmeisennest zeigt und ein solches gern mal sehen möchte - das Wohlergehen der Vögel hat absoluten Vorrang. Unterm Strich ging es den meisten jedoch darum, ob die Schwanzmeisen erfolgreich gebrütet haben oder nicht. Darum, wie alles ausgegangen ist. Und hier ist sie nun - die ganze Geschichte.
Bevor es jetzt mit den Schwanzmeisen weitergeht, sei noch Folgendes gesagt: In einigen E-Mails gab es interessante Informationen. Zum Beispiel darüber, dass weißköpfige Schwanzmeisen eben nicht immer aus dem hohen Norden stammen und hier nur in den Wintermonaten auftauchen.
Doch: Wenn man sich die Vögel auf meinen Fotos anschaut, sieht man, dass der Weißkopf (siehe Bild am Beginn des Textes) nicht wirklich einen weißen Kopf besitzt, sondern eine undeutliche Zeichnung. Ein Fachmann - und ihm sei hier noch einmal ausdrücklich gedankt - ließ mich wissen, dass es sich bei diesem Vogel um eine Mischform zwischen der einheimischen und nordischen Schwanzmeise handelt. Auf dem zweiten Bild hingegen sieht man die Normalform aus unseren Breiten mit der typischen Kopf- und Gefiederzeichnung. Soooo. Ich hoffe, ich habe das alles richtig wiedergegeben ... Wenn nicht - ich bin für alle Informationen, Berichtigungen usw. außerordentlich dankbar (das meine ich auch wirklich so).
Entdeckt habe ich das Nest und seine Erbauer am 10. März 2017 auf einem meiner Spaziergänge durch Staaken. Ohne die Schwanzmeise mit dem Moos im Schnabel hätte ich das Nest wahrscheinlich gar nicht bemerkt. Aber als mir der Vogel mit dem Nistmaterial auffiel, musste ich der Sache natürlich auf den Grund gehen. Kurz darauf stand ich vor der "Baustelle": Das Nest befand sich in der Astgabel einer Robinie, direkt neben einem Weg, völlig ungeschützt und weithin sichtbar. Hinzu kam, dass rings um diesen Baum an jedem Wochenende ein reger Betrieb herrscht, da das Gebiet als Parkplatz für die Besucher der benachbarten Sportplätze dient. Das Schwanzmeisenpärchen zeigte sich von all dem unbeeindruckt und arbeitete weiter an seinem wunderschönen Nest. Dennoch hielt ich immer sehr großen Abstand und versteckte mich hinter einem Baum, achtete - wohlwissend um die allgegenwärtigen Räuber - auf Krähe und Co. Und genauso auf die Menschen, die bekanntermaßen manchmal nichts Gutes im Schilde führen. Ich wollte einfach niemanden, ob nun mit Federn oder nicht, auf das Nest aufmerksam machen. Und ich war glücklich. Und wie!
10. bis 14. März 2017
Bis April hatte ich keine Zeit für Spaziergänge zum Schwanzmeisennest. Zutiefst beeindruckt von den kleinen Vögeln und ihren Fähigkeiten, dachte ich jedoch sehr oft an sie. Als ich am 15. April mein Versteck bezog, sah ich sofort, dass irgendetwas nicht stimmte. Zwar war das Nest unversehrt (und ich unheimlich erleichtert), aber die Vögel waren äußerst unruhig und trauten sich irgendwie nicht zum Nest. Kein Wunder, hatte doch ein Eichelhäherpärchen eine alte Laterne als Nistplatz auserkoren, die sich nur ca. 6 m vom Nest der Schwanzmeisen entfernt befindet. Als ich an diesem Tag nach Hause ging, hatte ich kein gutes Gefühl und war sehr in Sorge. An dieser Stelle sei nun gesagt, dass ich keine Paarung beobachtet habe. Bei meinem neuerlichen Besuch war mein Eindruck der, dass die Altvögel füttern würden. Da das Nest am 14. März quasi fertiggestellt war und die Brutzeit ungefähr zwei Wochen beträgt, konnte dies zeitlich durchaus hinkommen. Ich habe außerdem festgestellt, dass der Schwanz des normal gefärbten Vogels verbogen war und weil bei den Schwanzmeisen ausschließlich das Weibchen brütet, habe ich ihn als das Weibchen und den "Fastweißkopf" als das Männchen ausgemacht ... Ob das so richtig ist, nun ja. Leider hatte ich - wie bereits geschrieben - in diesen Tagen nicht so viel Zeit wie sonst, um die Vögel ausgiebig zu beobachten und muss mich auf diese Aussagen beschränken.
15. und 16. April 2017
21. April 2017
Tja. An diesem Tag endet die Geschichte, und zwar ohne Happy End. Das Nest war zerstört, in seine Einzelteile zerlegt, die unter der Robinie verstreut herumlagen. Von den Altvögeln war nichts zu sehen und nichts zu hören, während das Eichelhäherpärchen unverdrossen an seinem Nest weiterbaute. Ob sie es waren oder Krähen, Eichhörnchen oder Marder - es spielt keine Rolle. Die Schwanzmeisen teilten ihr Schicksal mit diversen anderen Vögeln, deren Nester in der Umgebung zwischenzeitlich ebenfalls geräubert worden waren.
Und auch ein anderes Schwanzmeisenpärchen am Bullengraben, welches ihr Nest zwar bestens getarnt im Efeu errichtet hatte, aber von Krähen, Eichhörnchen, Elstern sowie Eichelhähern und auch Katzen nur so umzingelt war, hatte es nicht geschafft, den Nachwuchs großzuziehen. An diesem Brutplatz hatte ich übrigens die Ehre, einige Tage dem Balzflug des Männchens zusehen zu dürfen.
Ich schlich an diesem Tag überaus traurig nach Hause, denn "meine" Schwanzmeisen waren mir in den vergangenen Wochen verdammt dolle ans Herz gewachsen. Und auch, wenn die Geschichte kein schönes Ende genommen hat, gehört sie doch zu meinen schönsten und bewegendsten Naturerlebnissen.
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